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Eröffnung der Ausstellung Horst Eckel Windhund, Weltmeister & Mensch

Am Donnerstag den 25.10.2018 habe ich mich wieder einmal im Rahmen meines Interesses für die Fussball-Geschichte auf dem Weg gemacht. Mein Ziel dieses mal war das Pfälzische Sportmuseum was in dem Gebäude des Deutschen Schuhmuseums in Hauenstein anzutreffen ist. Es handelte sich jedoch nicht um einen „normalen“ Museumsbesuch, auch wenn ich das unbedingt an gleicher Stelle nachholen muss, es ging viel mehr um die Teilnahme an der Eröffnung einer außergewöhnlichen Ausstellung. Es handelt sich um die Ausstellung über den Menschen und Fussball-Weltmeister von 1954 Horst Eckel. Die Ausstellung läuft vom 26.10.2018 bis zum 10.02.2019 also zur besten Zeit wenn es um den Besuch von Museen geht.

Es hat einen Grund warum ich den Menschen Horst Eckel als erstes nenne. Für mich ist der „Windhund“ in all den Jahren, in denen ich mich mit der Geschichte des Fussballs beschäftige, stets als ein außergewöhnlicher Mensch aufgefallen dessen Anliegen es nie ist als außergewöhnlich wahrgenommen zu werden. Egal in welchen Zeitdokumenten man etwas über Herrn Eckel findet, man hat stets das Gefühl etwas über einen „Menschen von nebenan“ zu erfahren, und das meine ich so positiv wie man es sich nur vorstellen kann.

Gerade in der heutigen Zeit hat man oft das Gefühl, dass das Menschliche immer weniger Platz in der heutigen Gesellschaft hat. Angetrieben von dem stetigen Wunsch nach immer mehr kommerziellen Reichtum, ist der Mensch direkt vor uns meist unwichtig. Wir leben leider in einer sehr egoistischen Gesellschaft, in der die Werte und Normen, die gerade die Mannschaft um Horst Eckel aufs maximale verinnerlicht hatte und dadurch auch zum außergewöhnlichen Sieg der Deutschen Nationalmannschaft 1954 in Bern führte, keinen Platz zu haben scheinen. Das ist eine Fehlentwicklung, bei der es aus meiner Sicht an der Zeit ist positiv dagegen zu wirken, dazu aber zu gegebener Zeit mehr.

Vielmehr möchte ich mehr auf den Abend und die Ausstellung eingehen. Am bewegendsten war für mich die Rede von Dagmar Eckel, die Tochter von Horst Eckel. Sie unterstrich die Menschlichkeit und Herzlichkeit die Ihr Vater bis zum heutigen Tage jeden Tag vorlebt. Auch seine Beständig- und Zuverlässigkeit unterstrich Frau Eckel in Ihrer Rede. Als besondere Geschichte ist mir dabei in Erinnerung geblieben wie Horst Eckel mit acht Jahren zu seinem besten Freund gesagt hat, dass er die Schwester seines Freundes eines Tages heiraten wird. Einmal gesagt ist auf Horst Eckel schon immer verlaß gewesen und so ist er auf den Tag fast genau 61 Jahre mit der „Liebe seines Lebens“ verheiratet. Ein Zeitraum der heutzutage fast schon utopisch scheint, wo man das Gefühl hat, dass eine Partnerschaft nichts mehr zählt und Ehen zum Teil schon nach sehr kurzer Zeit wieder „weggeworfen“ werden. Es spiegelt meines Erachtens ein Stück weit die Wegwerfgesellschaft wieder in der wir uns befinden. Entspricht etwas nicht mehr zu 100% unseren Vorstellungen wird es weggeworfen, statt zu hinterfragen woran es liegt oder wie man es z.B. bei materiellen Dingen weiter nutzen kann. 

Wenn man an dieser Stelle einen ersten Blick in die Ausstellung macht, sieht man welche Wertigkeit die zum Teil sehr alltäglichen Gegenstände für Herrn Eckel  gehabt haben, die ausgestellt werden. z.B. die Ausrüstung die er zum Tennisspielen nutzte, was neben dem Fussball und dem Tischtennis seine favorisierte Sportart ist, sehen auch heute noch so aus als ob sie gleich wieder zum Einsatz kommen könnten. Das Bedarf der steten Pflege und Wartung der Gegenstände und letztendlich auch der Respekt den man den Dingen entgegen bringen muss. Auch das ist heutzutage leider nicht mehr die Normalität, in den Jugendfußballmannschaften kann man es aus meiner Sicht schon beobachten, man achtet im Gegensatz zu früher nicht mehr darauf wie die Dinge behandelt werden und übers Schuheputzen spricht eh niemand mehr. Die Schuld ist hier auch nicht nur bei den Nutzern zu sehen, sondern auch vor allem bei der Industrie. Es ist z.B. aus der Sicht des Nutzers heutzutage finanziell alles andere als wirtschaftlich sinnvoll seine Fußballschuhe reparieren zu lassen. Da ist es für das Haushaltskonto wesentlich lukrativer die „alten“ wegzuschmeißen und neue zu kaufen. Ich war am Freitag direkt geschockt, als ich ein Onlineangebot gesehen habe in dem man Markenfussballschuhe für den aberwitzigen Preis von 8.88€ angeboten bekommen hat. Wie soll man damit Wertigkeit vermitteln, an die Arbeiter, die diese Schuhe herstellen müssen, möchte ich dabei gar nicht denken.

Aber zurück zu der Vermittlung der Werte, die stellte Herr Asmus Kaufmann der Leiter des  Pfälzischen Sportmuseums auch noch einmal im Fokus seiner Rede und verwies darauf, dass diese immer noch in den Sportvereinen gelebt werden und es an jedem selbst liegt dieses zu unterstützen und zu erhalten. Herr Kaufmann hat neben Frau Eckel mit Hagen Leopold maßgeblich dazu beigetragen, dass diese Ausstellung zu Stande kam. Der Ursprung geht auf einen gemeinsamen Besuch des Museums von Frau Eckel und Herrn Kaufmann zurück, bei der sie zu der Erkenntnis gelangt sind, das es längst überfällig ist, einen Menschen zu ehren, der sich stets im Hintergrund gehalten hat und lieber seinen Mitspielern denVortritt gelassen hat. Einen Menschen der bis zum heutigen Tage die Vermittlung von Werten immer im Mittelpunkt seines Lebens gestellt hat und ihm dabei die Frage der Religion oder Nationalität seines Gegenübers stets egal ist, gerade in der aktuellen Situation in der wir uns befinden ist das aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Punkt. Ein Vorbild ist Herr Eckel seit Jahrzehnten nicht nur für seine Tochter Dagmar sondern für viele weitere und ich hoffe das sich wieder mehr Menschen eben an diesen Werten und Normen orientieren. Für Horst Eckel ist das wie bereits erwähnt eine Selbstverständlichkeit und somit ist er u.a. aus der Sicht von Herrn Kaufmann nicht nur ein Vorbild für Fußballer sondern für alle Sportler. Gerade die Tugenden die Herr Eckel auf dem Fußballplatz auslebte wie z.B. das FairPlay, seine Gradlinigkeit, seine Autenzität, sein großer Ehrgeiz oder die außergewöhnliche Ausdauer sind, wenn man sie wie Horst Eckel vorlebt, in jedem Sport die Faktoren die auf kurz oder lang zum Erfolg führen.

Das Erfolg nicht immer förderlich ist, ließ Hagen Leopold, ausgewiesener Fachmann von Fussballmemorabilia und Co-Kurator der Ausstellung, durch eine „Bombe“, die er in seiner Rede „platzen“ ließ, durchblicken, aber dazu gleich mehr.

Vorher will ich jedoch gerne seine Ausführungen zu einem Teil der Ausstellungen wiedergeben, die gerade für die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine ganz große Bedeutung hat. Es handelt sich um das Länderspiel 1955 gegen die Sowjetunion in Moskau. Im Vorfeld des Spiels wurde eine erste Einladung, damals in der politisch noch sehr unruhigen Phase, abgesagt und die zweite auch vor der Zusage sehr kontrovers diskutiert. Als die Zusage dann ausgesprochen wurde schlossen die Diskussionen an, dass viele in der Bevölkerung es befürwortet hätten das Spiel weder in Funk oder Fernsehen zu übertragen. 

Konrad Adenauer sah durch das Spiel die Chance für die Aufnahme von politischen Gesprächen zwischen beiden Ländern. Obwohl viele Spieler persönlich schlechte Erinnerungen an Russland durch den Krieg hatten, sei es durch den Verlust von nahen Angehörigen oder durch die eigene Gefangenschaft, hat die Mannschaft, wie sie es immer innerhalb und außerhalb des Platzes getan hat, ihr Land würdig vertreten und die eigenen persönlichen Interessen hinten angestellt. Auch das ist eine Einstellung, die bei dem einen oder anderen Spieler in der heutigen Zeit ausgeprägter sein könnte. Die vorbildliche Einstellung der deutschen Nationalmannschaft wurde dann auch durch die Ihnen entgegengebrachte große Gastfreundschaft belohnt. Sie konnten sich in der Stadt frei bewegen und u.a. auch eine Stadtrundfahrt unternehmen. Der Besuch des Roten Platzes war genauso obligatorisch wie der Kauf von Andenken für die Lieben daheim. So hat Horst Eckel, wie vier weitere seiner Mitspieler, eine landestypische Balalaika gekauft, die in der Ausstellung besichtigt werden kann. Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist die Ehrengabe, die der Deutsche Fußball Bund vom gastgebenden Verband erhalten hat, der große einzigartige Pokal wurde bis zum heutigen Tage weder im Deutschen Fussball Museum oder anderswo ausgestellt und ist somit eigentlich schon Grund genug für den Besuch der Ausstellung. Er ist eine tolle Erinnerung an ein Spiel bei dem das Ergebnis nebensächlich war. Vielmehr stehen die Gesten im Stadion im Fokus. So haben die sowjetischen Spieler den deutschen Spielern im wahrsten Sinne des Wortes die Hand gereicht und Blumen geschenkt. Von den Tribünen kamen auch keinerlei Anfeindungen. Was heute für den einen oder Anderen wie eine Selbstverständlichkeit klingt, so war es das zur damaligen Zeit alles andere als das. Hagen Leopold hat Horst Eckel mit den Worten zitiert, dass die Sowjets dem deutschen Volk die Hand gereicht haben. So hat es auch die Politik wahrgenommen und so ist Konrad Adenauer drei Wochen nach dem Spiel ebenfalls nach Russland gereist um die politischen Gespräche aufzunehmen. Das Ergebnis war, dass die letzten 10.000 Gefangenen zurück nach Deutschland kommen konnten. Die Fußballer waren der „Eisbrecher“ für Adenauer und der Schlüssel für die Gefangenenlager der Sowjetunion. Unterm Strich war die sportliche Niederlage nebensächlich und das Spiel bis zum heutigen Tag der Größte Sieg den eine deutsche Nationalmannschaft je errungen hat.

Eine herbe Niederlage die dem deutschen Fußball aktuell droht trieb einigen Besuchern der Eröffnung einen wahren Schock ins Gesicht. Hagen Leopold hat innerhalb seines außergewöhnlichen Netzwerkes die Informationen erhalten, dass der Nachlass von Fritz Walter im Frühjahr 2019 „unter den Hammer“ kommt. Es wurde mittlerweile seit 15 Jahren versäumt mit dem Erben von Fritz Walter eine Einigung oder Regelung zu finden bzw. Überhaupt den Gesprächsball, der von der Seite des Erben in Richtung der Offiziellen gespielt wurde, aufzunehmen. Die Gesprächsbereitschaft des Erben war gegeben, doch jetzt scheint die Geduld am Ende. Es ist unvorstellbar den Nachlass des Ehrenspielführers der deutschen Nationalmannschaft überall auf der Welt verteilt zu wissen. Es ist ein unschätzbarer geschichtlicher Wert der dort „für Deutschland“ verloren zu gehen droht. Das Erfolg wie oben erwähnt nicht immer hilfreich ist, unterstreicht genau diese aktuelle Situation, da scheint es als hätte diese schon vor Jahren verhindert werden können, wenn handelnde Personen nicht ihre eigenen Interessen vor denen der „Gemeinschaft“ gestellt hätten. Wer weiß vielleicht würde es heute eine „Pilgerstädte“ für die Historie des deutschen Fussball oder im speziellen über die Helden von Bern geben!

In diesem Zusammenhang ist das vorbildliche Verhalten der Familie Eckel zu dieser Thematik zu erwähnen, sie hat sich schon früh mit damit auseinander gesetzt haben, wie der Schatz von Horst Eckel für die Deutsche Geschichte erhalten bleibt und ggf. für die Menschheit zugänglich gemacht wird. Im besagten Fall oder anderen Fällen beschäftigen sich die Erben meist viel zu spät mit dieser Thematik und treffen dann meist vorschnelle oder oft kurzfristig gedachte Entscheidungen. Aber das soll heute nicht im Mittelpunkt stehen sondern vielmehr der Mensch Horst Eckel. 

Gerade durch diesen Menschen durfte ich mein persönliches Highlight an diesem Abend erleben. Ich hatte die Möglichkeit mir und für meine Freunden der Fussballzeitreise ein Autogramm geben zu lassen. Als „I-Tüpfelchen“ konnte ich auch ein gemeinsames Foto mit dem Weltmeister machen. Es war ein Moment, den ich in meinem Leben nie wieder vergessen werde. Es ist dieser besondere Moment, wenn man einen Menschen trifft, der eine besondere Ausstrahlung hat und mit dem man sich einfach gerne nur unterhalten möchte, um den ganzen Geschichten zu lauschen um diese dadurch nie in Vergessenheit geraten zu lassen. Seine Ausdauer bei der Erfüllung der Autogrammwünsche fand ich sehr beeindruckend, auch da können sich einige aktuelle Profis ein Beispiel dran nehmen. 

Schließen möchte ich mit zusammengetragenen Worten aus den Vorträgen der Eröffnungsreden.

Ich hoffe viele ehren den Menschen Horst Eckel mit dem Besuch der Ausstellung und lassen sich auf die Exponate ein, um die Faszination, die von Memorabilia ausgeht, zu spüren.

 

Danke Windhund, Danke Weltmeister, Danke Mensch, Danke Familienvater, Danke Lehrer, Danke Ehemann, Danke Horst Eckel!

 

Vielen Dank auch an allen Mitwirkenden, die diese Ausstellung ermöglichen, von der finanziellen Hilfe bis zur Unterstützung bei dem Reinigen der Vitrinen.

Mein besonderer Dank geht an Dagmar Eckel, ohne deren Einsatz diese Ausstellung nicht möglich gewesen wäre.

 

 

Alle die bis zu diesem Punkt durchgehalten haben möchte ich ebenfalls danken und die obligatorische Aufforderung zum sofortigen Fussballspielen nahe legen, wir wissen doch alle wie unser Sport „Brücken bauen kann“ also geht´s raus und setzt es um.

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