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Lieber ein "Happy End" als Bedürftigen zu helfen ein "Twitter" Beispiel

Auch als Sammler von alten Dingen bin ich sehr froh welche Möglichkeiten mir das Internet heute bietet. Es ist wesentlich einfacher sich mit anderen Sammlern weltweit auszutauschen, Dinge zu recherchieren und auch neue Dinge aufzuspüren. Auch erreichen mich übers Netz regelmäßig Anfragen zu gefundenen Gegenständen, wo ich immer froh bin, wenn ich selbst direkt helfen kann oder jemanden aus meinem Netzwerk weiß, der sich in dem Umfeld auskennt. Darüber hinaus habe ich natürlich auch im letzten Jahr, als ich für den „Spendenmarsch“ das erste Mal aufgerufen habe, viel auf das Internet zurückgegriffen und so die ein oder andere Spende akquirieren können. Es hat sich jedoch schon da gezeigt, dass in der Onlinewelt schnell Likes etc. verteilt werden aber weniger wirklich „geholfen“ wird.

 

In der letzten Woche hat es sich jetzt wirklich beeindruckend bestätigt, wo der Fokus in der „schnelllebigen“ Onlinewelt liegt. Es geht halt lieber um die schönen Geschichten bestenfalls mit Bildern garniert, bei denen man gerne ein „Like“ abgibt aber sich zu nichts Weiterem verpflichtet fühlen muss. Am Mittwoch habe ich den Beitrag zu unserem Spendenmarsch, bei dem wir 100km in 24 Stunden, zum Wohle von kranken und benachteiligten Kindern gehen werden, veröffentlich und dazu aufgerufen doch gerne in Form von Spenden/Wetten etc. mitzuhelfen. Anscheinend hatte ich eine kleine Vorahnung, denn ich schrieb zu dem Link „wer redet nicht nur sondern tut auch Gutes?“ Tja was soll ich sagen den Link interessierte „niemand“, es kam keinerlei Reaktion darauf bei Twitter weder ein Like, ein Retweet oder Kommentar. Es scheint daher in der Twitter-Wolke keine Unterstützungswürdige Aktion zu sein.

 

Das absolute Gegenteil nur zwei Tage später was die Reaktionen anbelangt war dann ein Beitrag über die Geschichte meines Sohnes, der vor dem Spiel Nürnberg gegen Hannover ein Schild gebastelt hat und dann am Ende sogar das gewünschte Trikot bekommen hat. Ich habe mich riesig für ihn gefreut und die Geschichte war wirklich ein tolles Happy End am Ende des Tages, mit dem „i-Tüpfelchen“ dass Hannover96 sogar darüber auf der Homepage berichtet hat.

 

Nach dem ich das Ganze ein paar Tage habe sacken lassen, ist mir aufgefallen wie viel positive Resonanz das Bild mit dem Sohnemann und dem Trikot bekommen hat und ich erinnerte mich an den Beitrag zum Spendenaufruf. Ich mag gar nicht daran denken, wie groß die Reaktion gewesen wäre, wenn der Sohnemann neben dem Trikot auch noch eine Katze auf dem Arm gehabt hätte, die Zahlen wären sicher explodiert! ;-)

 

Nein ganz im Ernst ich finde die Entwicklung, die unsere Gesellschaft nimmt wirklich fatal. Es wird vermehrt nur auf das geschaut was einen selbst beschäftigt aber weniger darauf geschaut wo es vielleicht andere gibt denen es noch wesentlich schlechter geht. Auch beschäftigen wir uns natürlich lieber mit den schönen Geschichten (Trikot), die das Leben spielt, als die wo man mit der Realität konfrontiert wird (Spendenmarsch). Das Beispiel Trikot/Spendenmarsch lässt sich durch unzählige andere Beispiele austauschen, wo ich mir teilweise an den Kopf fasse. Wir Deutschen, die in einem wirklich tollen und sicheren Land leben beschäftigen uns z.T. heute ja lieber damit, dass wir Klopapier für ein Jahr daheim haben, weil ein neuer Grippevirus durch die Straßen zieht, der ungefährlicher als die bereits an anderer Stelle aufgezählten Beispiele ist, anstatt unsere Augen aufzumachen und zu sehen was eigentlich gerade in der Welt passiert. Wo z.B. Menschen auf ihrer Flucht vor Krieg und Armut an Grenzen mit Schusswaffen zurückgehalten werden, von einem Friedensnobelpreisträger wohlgemerkt!

 

Ich fange an diese Welt oder besser das Verhalten der Menschen die auf ihr zu Gast sind immer weniger zu verstehen. Ich frage mich was hat dazu geführt, dass wir eine so egomanische Gesellschaft geworden sind. Über sachliche Antworten bin ich wirklich sehr dankbar.

 

Ich werde jedenfalls nicht aufhören weiter zu machen und gehe den Spendenmarsch nun mit umso mehr Leidenschaft an. Ich bin auch gespannt wie es am Ende ausgeht, da ich für mich immer einen kleinen Vergleich ziehe, ob „die da drüben“ bei Facebook unterstützungswilliger sind (obwohl doch immer so über sie geschimpft wird, sie seien so oberflächlich etc.) oder ob über Twitter mehr positiver Zuspruch und Unterstützung kommt. Im letzten Jahr ging es eindeutig zugunsten von Facebook aus, wobei da bei Twitter auch mehr Resonanz war, aber das ist im Vergleich zu diesem Jahr auch nicht schwer.

 

In diesem Sinne rufe ich euch heute einmal nicht auf rauzugehen und Fußball zu spielen, sondern rauszugehen und mit offenen Augen zu schauen wem ihr heute etwas Gutes tun könnt. Es gibt da auch schon ganz banale Sachen wie z.B. die Tür aufhalten oder den Platz in der U-Bahn anbieten, damit diese einfachen positiven Gesten am Ende nicht gänzlich aussterben.

 

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