Die Coronakrise hat uns leider weiterhin vollends im beschlag und schränkt das „normale“ Leben sehr stark ein. Aber ist alles nur schlecht oder gibt es auch Chancen in der aktuellen Situation?
Ich will da meinen Blick mal „nur“ auf den Fußball richten, da für die anderen Themen genug andere Plattformen da sind. Im Fußball ist es für den Profibereich eine Chance das gesamte von Geld beherrschte System einmal zu überdenken und in Frage zu stellen, denn eins ist doch gerade am Anfang der Coronakrise klar geworden, die Vereine, die mehr oder minder von der Hand in den Mund gewirtschaftet haben, sollten spätestens als die Fernsehzahlungen nicht mehr gesichert waren, gemerkt haben, dass diese fragile Struktur jederzeit einzustürzen droht.
Am Anfang hatte ich durchaus Hoffnungen, dass sich gerade auch was Transfers anbelangt etwas ändern könnte, doch diese Hoffnung hat sich mittlerweile durch die Tatsache das sich „Messi“ auf „dem Markt“ befunden hat, wieder zerschlagen. Die Summen, die da wieder durch die Medien geisterten, sind einfach für den otto normal Fußballfan einfach nicht mehr greifbar und zu verstehen.
Nur ein Beispiel, wenn das Monatsgehalt eines Fußballspielers höher ist als das Gehalt, was ein „normaler“ Arbeiter in seinem ganzen (!!!) Berufsleben erwirtschaftet, ist das einfach nicht mehr mein Fußball! Es ist schlicht und einfach eine Show-Veranstaltung und hat mit dem Fußball vor der Haustür bis auf die Regeln noch wenig gemein, wobei die Regeln durch den VAR ja auch mittlerweile eine andere Bewertung finden, Stichwort Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters. Wenn ich mir dass in dieser Form bewußt mache und mit anderen Augen sehe, kann ich die Spiele im TV ganz ohne Zuschauer ganz anders „genießen“ und freue mich sogar zum Teil darüber die taktischen Anweisungen, die auf dem Platz kommuniziert werden, wahrnehmen zu können.
Die Tonoption des eingespielten Fangesangs ist für mich ein absolutes „NoGo“! Unabhängig davon das es sich jetzt wirklich um den „eintönigen Singsang“ handelt, der gerne den Fangruppen unterstellt wird, ist es für mich das falsche Zeichen, da es suggeriert „euch brauchen wir nicht“. Falls es stimmt dass die UEFA das von den Medienanstalten aktiv eingefordert hat, unterstreicht es, dass den Offiziellen nur das kommerzielle verkaufbare Endprodukt wichtig ist aber nicht das „Drumherum“, was für die Fans so elementar wichtig ist.
Ist also aktuell alles schlecht im Fußball in Deutschland? In meinen Augen nicht. Abgesehen davon dass der FC Bayern die Champions League gewonnen hat gibt es in meinen Augen aktuell ca. 145.000 potentielle Gewinner der Corona Krise. Denn so viele Mannschaften sind (abzüglich der Profimannschaften) aktuell in Deutschland angemeldet. Aber warum sind es für mich potentielle Gewinner? Ganz einfach, für mich haben die Amateurvereine jetzt durch das Verbot der Großveranstaltungen in Deutschland die einmalige Chance, die Fans, die sich sonst in den Stadien der Profivereine an jedem Wochenende befinden, wieder zurück zu gewinnen. Denn was ist denn aktuell naheliegender als auf dem Sportplatz in der näheren Umgehung zu gehen um den schönsten Sport der Welt live zu verfolgen.
Dabei ergibt sich auch die tolle Möglichkeit sich einfach mal wieder, unter Einhaltung der behördlichen Vorgaben, mit den Menschen direkt in den Austausch zu kommen. Auch die Vereinswirte, die nicht nur durch Corona seit Jahren zu kämpfen haben, bieten sich an wieder als zentraler Treffpunkt des Dorf- oder Vereinslebens genutzt zu werden. Wenn die Vereine es jetzt hinbekommen, die Zuschauer wieder zurück zu gewinnen und sich das in den folgenden Wochen und Monaten auch verfestigt, haben wir die Chance auf die Renaissance des Amateurfussballs in Deutschland. Vielleicht wird dann auch eines Tages wieder die Deutsche Amateurmeisterschaft ausgespielt, wie es noch bis in das Jahr 1998 der Fall war.
Wichtig dafür wäre jetzt nur noch, dass alle die Möglichkeit haben die Spiele zu spielen bzw. Auch zu besuchen. Zum aktuellen Stand ist es ja leider nicht in allen Bundesländern erlaubt Amateurspiele zu besuchen. Hier kann man nur hoffen, dass die Politik eine einheitliche Regelung umsetzt, denn ansonsten verfolgen wir die aktuelle Tatsache weiterhin, dass Fußballfans in andere Bundesländer reisen, um endlich wieder ein Fußballspiel „live“ zu verfolgen und das kann ja wirklich nicht im Sinne des „Erfinders“ des Verbotes sein (Bei den Bildern findet ihr eine Übersicht zu den aktuellen Vorgaben der Bundesländer).
Auch wenn ich es mir persönlich wünschen würde, ist aktuell nicht mit einem großen Fanaufkommen auf den Amateursportplätzen zu rechnen und somit steht genügend Platz für die notwendigen Abstände zur Verfügung. Ich selbst konnte mich von solch einem Konzept in Österreich beim Freundschaftsspiel Werder Bremen gegen den LASK überzeugen und ich kann nur sagen das es hervorragend funktioniert hat.
Also drücken wir die Daumen, das es bald in allen Bundesländern wieder möglich ist Amateurspiele zu besuchen. Sobald das der Fall ist probiert es einfach mal wieder aus, Fußball nicht nur im großen Stadion oder auf dem Sofa zu verfolgen sondern einfach auf dem Sportplatz vor der Haustür, ich werde es in jedem Fall weiter tun.
Und bis zum nächsten Spielbesuch gilt wie immer bleibt gesund und spielt Fußball!
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