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Spenden- und Wanderbericht 2020 oder 110.000-mal Danke!

Auf den Tag ist es jetzt genau einen Monat her, dass wir uns auf den Weg der 100 km in 24 Stunden gemacht haben. Bevor wir losgegangen sind hatten wir bereits eine feste Spendensumme von rund 4.700,-€ „sicher“, was schon phänomenal war, aber wir wussten mit jedem erreichten Kilometer wird die Spendensumme wachsen. Wir, das sind Andi, Marco, Marcus, Matze und ich. Dem aufmerksamen Leser dürfte jetzt direkt aufgefallen sein, dass fünf Personen aufgezählt wurden, wo man doch im Vorfeld nur auf vier wetten konnte.

 

Damit wären wir bei der ersten Geschichte, die wir auf den 100 km erlebt haben. Diese fängt direkt morgens beim Start an. Als Marco mich nämlich um kurz nach zehn am Basislager allein zurück gelassen hatte um den Bäcker in der näheren Umgebung aufzusuchen, fährt auf einmal ein Auto vor und Marcus steigt im Wanderoutfit aus. Komplett verdutzt war meine erste Frage, was er denn vor hat wo drauf er trocken entgegnete: „Du bist bei meinen 100km vor zwei Wochen 40km mitgegangen also gehe ich auch mit Dir um den See, Ehrensache!“ Ganz starke Aktion vor allem weil seine 100km in 24 Stunden ja erst zwei Wochen her waren.

 

Somit waren wir schon einmal zu dritt, denn auch Marco ist nach kurzer Zeit wieder zurückgekehrt. Wir konnten aber leider nicht pünktlich wie geplant um 10:30 Uhr starten, da Andi und Matze uns zwischenzeitlich informiert hatten, dass einer von beiden seine Stirnlampe vergessen hatte und sie noch einmal umdrehen mussten. Gut der Marschtermin kam durch die ganzen Verschiebungen in diesem Jahr eher plötzlich und da kann man so etwas Unwichtiges wie die Stirnlampe schon einmal vergessen. Es ist verständlich das ich an dieser Stelle keine Namen nenne aber Andi weiß Bescheid, dass der verzögerte Start bei unserem gemeinsamen geplanten Essen eine Runde kostet. 😉

 

Nachdem Andi und Matze auch eingetroffen waren und wir noch schnell das Gruppenfoto gemacht haben, ging es dann auch relativ zügig auf die Strecke um genau zu sein um 10:40 Uhr. Nach einigen Metern hatten wir dann die erste Begegnung mit einem Wanderpärchen, die sich anscheinend bei der Umrundung des Sees befanden. Auf unsere Antwort hin was wir denn gerade machen würden, wollten sie es erst nicht glauben, dass wir das wirklich vorhaben und das das auch schaffbar sei. Nach kurzem Austausch und der theoretischen Hochrechnung konnten sie es aber schon besser nachvollziehen und die Frau meinte zu ihrem Mann das er das doch auch mal machen könnte, da er ähnliches ja auch schon gemacht hätte.

 

Anschließend purzelten die ersten Kilometer und der Spaß war allgegenwärtig. Als wir an einem Hinweisschild vorbeikamen, konnte ich es mir nicht verkneifen die Jungs auf den „Verursacher“ dieser Aktion hinzuweisen. Denn Leni, die Freundin von Marcus, hat uns mit der Idee der Teilnahme am Megamarsch vor zwei Jahren das Ganze „eingebrockt“. Leni beste Grüße und eines kann ich vorweg nehmen niemand hat nachts Deinen Namen in den Wald gebrüllt obwohl uns danach teilweise schon gewesen ist!

 

Wie gesagt lief es sehr rund und auch das Tempo war relativ einheitlich wodurch wir auch sehr gut vorankamen. Nach 25 km und guten vier Stunden haben wir dann auch unseren ersten Stopp bei einer Tankstelle in Seeshaupt eingelegt. Es ging allen noch sehr gut und jeder konnte der Verlockung wiederstehen sich das Fahrrad zu schnappen, auf das wir kurze Zeit aufgepasst haben, um davon zu radeln. Nach ca. 20 Minuten und wieder gefüllten Vorräten sind wir aufgebroch um das zweite viertel hinter uns zu bringen.

 

Bei Kilometer 34 mussten wir jedoch unseren „Flow“ kurz unterbrechen, da wir auf ein Pärchen getroffen sind, die am See sparzieren gegangen sind. Irgendwie kamen wir direkt ins Gespräch was wir da machten und nach dem Hinweis auf die Spenden fragten sie direkt ob sie auch noch was spenden dürften. Das haben wir natürlich gerne angenommen und die Spendensumme um 20€ erhöht. Vielen lieben Dank nach Nordrhein-Westfalen, das hat uns wirklich zusätzlich motiviert und sehr gefreut. Im Laufe des Tages war es immer wieder mal ein Thema.

 

Beflügelt von der unerwarteten Spende und begleitet von der Bundesliga-Konferenz im Radio spulten wir weiter unsere Kilometer um den See ab bevor wir in Tutzing eine kurze Strechpause gemacht haben, in der das Kicken mit einem rumliegenden Ball natürlich nicht fehlen durfte. Man kann es einfach nicht lassen auch nicht, wenn man schon ca. 40 Kilometern in den Beinen hat.

 

Kurze Zeit später auf Höhe der Marathonstrecke haben wir uns dann eine Pause von ca. 10 Minuten gegönnt, die wir auch genutzt haben um unsere Stirnlampen in Position zu bringen. Da es mittlerweile knapp 18:30 Uhr war setzte die Dämmerung allmählich ein. Die restlichen acht Kilometer bis zum Basislager gingen dann ohne große Unterbrechungen über die Bühne, so dass wir um 20 Uhr vor Ort waren. Dort wurden wir dann überragend, in Form einer heißen Brühe, von Andis Frau Yvonne und ihrer Schwester Kathrin versorgt. Das tat wirklich sehr gut, zum einen etwas Warmes zu essen und zum anderen auch mal einen anderen Geschmack als die ständigen Energieriegel zu haben.

 

Verlassen hat uns an dieser Stelle dann wie angekündigt Marcus, nicht jedoch auch noch eine Spende für seine gelaufenen Kilometer da zu lassen! Einfach eine ganz überragende Aktion mein bester und ich „schulde“ Dir noch 10km!

 

Wer übrigens gerade am Tage auf einen Livestream von Marco zur aktuellen Lage gewartet hat, an uns anderen hat es den ganzen Marsch über nicht gelegen, wir haben ihn mehr als einmal daran erinnert und gebeten endlich einmal „live“ zu gehen. Er mochte aber irgendwie nicht, vielleicht haben wir auch einfach zu oft gefragt! 😉

 

Nach einer guten halben Stunde Pause gestärkt, mit frischer Kleidung und ab nun auch alle mit Trackingstöcken ging es also auf unser nächstes und gleichzeitig längstes Teilstück in die Nacht. Die ersten Kilometer gingen dabei noch relativ flüssig und wurden durch Geschichten von ersten Treffen, mit der jetzigen Frau, an Plätzen entlang der Strecke und amüsanten Schildern auf dem zu querenden Golfplatz aufgelockert. Ich bin jedenfalls froh das wir in der Nacht über den Platz gegangen sind, ich wüsste sonst nicht in welche Richtung man bzgl. der möglichen Bälle schauen müsste.

 

Nach dem Golfplatz kam eine der schlimmeren Stellen des Marsches. Geplant habe ich den Marsch quasi am Reisbrett, d.h. mit Hilfe von Google Maps und einem Programm zum Planen von Routen. Die Entfernung hat ein Abfahren im Vorfeld des Marsches leider nicht möglich gemacht und somit kamen wir an einen Punkt wo der Weg auf einmal zu Ende war. Bei Km 56 mussten wir ein kurzes Stück entlang der Bahnlinie gehen bevor wir normal auf den Weg zurückkehren konnten. Zurück auf dem Weg ging es in einen dichtbewachsenen Wald wodurch wir lt. Navigation ca. 20 Meter von unserer Strecke entfernt waren. Unser „Überlebenssinn“ hat uns aber stetig in die richtige Richtung parallel zum Weg geführt, so dass wir nach ca. 5 Kilometern wieder in der Zivilisation angekommen waren.

 

Anschließend ging es durch Königswiesen und Gauting relativ gut voran, wobei das Tempo in der Zwischenzeit nicht mehr mit den ersten 50 Kilometern zu vergleichen war. Die Beine wurden schwerer und verschiedene Schmerzen am Körper mussten von dem einen oder anderen auch mit Schmerzmitteln behandelt werden. Zu allem Überfluss der allgemeinen körperlichen Verfassung und auch der einsetzenden Trägheit, wir waren inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes seit über 12 Stunden auf den Beinen, folgte der schlimmste Streckenabschnitt.

 

War der „Blindflug“ durch den Wald nervlich eine besondere Aufgabe, war der Abschnitt zwischen KM 63 und 74 der körperlich und mental herausforderndste. Die Strecke führte weitestgehend durch den Wald, der stark zugewachsene Wege für uns bereithielt. Zu allem Überfluss kreuzten auch einige umgestürzte Bäume unseren Weg, die wir mitten in der Nacht noch überqueren musste. Es gibt wirklich nichts schöneres, als wenn man schon so viel Kilometer in den Beiden hat als dann noch über Bäume zu steigen. Ironie off. Für Andi war das mit seinen langen Haxen übrigens selten ein Problem, wir anderen taten uns da schon schwerer. Man lernt daraus und fährt in Zukunft die Strecke im Vorfeld ab. Die Strecke in der Zukunft? Darauf gehe ich am Ende ein. Zusätzlich hatte der Streckenabschnitt auch noch die größte Steigung für uns im Petto, wodurch wir bei Kilometer 74 alle ziemlich angezählt waren, als wir eine Rast in einem Biergarten gemacht haben. Ich selbst hatte meinen persönlichen Tiefpunkt, da ich mich auf den letzten Kilometern zu schlecht versorgt habe. Gott sei dank konnte ich das in der 15-minütigen Pause ausgleichen.

 

Die anschließenden vier Kilometer gingen dann relativ reibungslos von Statten, was aber auch damit zu tun hatte, dass wir ab dem Biergarten ausschließlich befestigte Wege bis zum Basislager vor uns hatten.

 

Nach 16,5 Stunden und 78 Kilometern, es war also inzwischen nach drei Uhr in der Nacht, haben wir dann wieder das Basislager erreicht. In diesem haben dann leider Andi und Matze die Entscheidung getroffen den Marsch abzubrechen. Die körperlichen Schmerzen waren einfach zu groß und mit dem Blick auf die noch ausstehende Strecke einfach in dem Moment für sie nicht mehr denkbar das sie das Ziel erreichen werden. Die Entscheidung ist auch nicht erst in dem Moment der Ankunft entstanden, sondern viel mehr ein paar Kilometer zuvor, denn Yvonne fuhr pünktlich nach unserer Ankunft erneut im Basislager vor um die beiden abzuholen. Im ersten Moment hat sie gedacht wir würden sie veräppeln, da sie dachte wir wären schon im Ziel, aber dem war leider noch nicht so. Nach der Übergabe der Siegermedailien und der Urkunden für die herausragende Leistung der beiden, stärkten Marco und ich uns noch gemeinsam mit den anderen mit dem Siegerkuchen, den Yvonne mitgebracht hatte, bevor wir uns gegen vier Uhr auf die finale Etappe machten.

 

Aufgrund der Erfahrung der letzten Kilometer, haben wir die Strecke jedoch kurzfristig umgeplant. Matze gab uns den Tipp doch lieber auf Nummer sicher zu gehen und 11 KM am See in Richtung Süden entlang zu gehen und anschließend die 11 KM wieder zurück zu gehen. Da ich nur die Hälfte der eigentlich geplanten „Ostschleife“ kannte und uns dazu auch noch einige Höhenmeter erwarteten, haben wir die Sicherheitsvariante vorgezogen.

 

Die ersten der letzten Kilometer gingen auch enorm schnell, dabei legten wir einen Schnitt wie zu Anfang des Marsches vor, doch umso mehr Kilometer folgten umso langsamer wurden wir wieder. Am Ende des letzten Abschnittes diskutierten wir über fünfhundert Meter früher oder später umzudrehen um am Ende sicher 100km auf der Uhr zu haben. Hintergrund der Diskussion war, dass wir drei Geräte dabeihatten, die alle unterschiedliche Angaben aufgezeichnet hatten. Ich wollte ganz sicher gehen und habe für mich entschieden, ich will auch auf der kürzesten getrackten Strecke 100km stehen haben. Marco ist aus Solidarität mitgegangen, hat aber zum stillen Protest seinen Rucksack für das „zusätzliche“ Teilstück eine Pause gegönnt.

 

Pausen ist ein gutes Stichwort, diese wurden nämlich immer häufiger. Wir haben immer öfter die Option wahrgenommen uns kurz, sei es nur für zwei Minuten auf eine Bank zu setzen. Es hat ungemein geholfen auch wenn wahrscheinlich die Kraft fürs Aufstehen kräfteraubender war. Der Kopf spielt dabei denke ich die entscheidende Rolle, dass man das Gefühl hatte gerastet zu haben. Die letzten Kilometer waren wirklich zäh und auch die Laune nicht mehr die Beste. Ein Beispiel: Jeder hatte mal während des Marsches die Situation das er mal ein paar Meter vorweg gegangen ist oder zurückgelegen hat. Das war alles im normalen Rahmen. Auf den letzten Kilometern hatte ich dann aber mal die Phase, dass Marco zwei Schritte vor mir war und ich gerne neben ihm gehen wollte aber einfach nicht rankam. Das war echt zermürbend, da wir das gleiche Tempo hatten aber halt zwei Meter auseinander. Für den Kopf sehr kräftezehren.

 

Nach den gefühlten 10 Kilometern hinter Marco, was in Wahrheit wahrscheinlich 20 Meter waren, gingen wir die letzten Kilometer gemeinsam am See entlang in Richtung Basislager. Die ersten Frühsportler und „Gassigeher“ kamen uns dabei auch schon längst entgegen. Auch die letzte Hürde in Form von einer Brücke haben wir relativ zügig gemeistert und so kamen wir um 9 Uhr nach 22,5 Stunden im Ziel an. Mein Handy hatte am Ende übrigens 102 KM und meine Uhr 100,3 KM getrackt.

 

Die Emotionen waren in diesem Jahr nicht so gravierend wie im letzten Jahr. Ich führe es darauf zurück, dass erstens das Wetter überragend war, d.h. nicht zu warm und auch nicht zu kalt und vor allem kein Regen, und weil es zweitens nicht der erste Zieleinlauf nach dem gescheiterten Erstversuch 2018 war.

 

Es hat in der Truppe sehr viel Spaß gemacht und ich würde mit den Jungs sofort wieder losziehen, ob es noch mal für mich die 100 sein müssen weiß ich noch nicht, die strickte Ablehnung, die ich am Sonntag nach dem Marsch im Laufe des Tages noch hatte, ist seit dem Montag danach nicht mehr so präsent. Ich bin auch dieses Jahr wirklich gut durchgekommen, ich hatte keine einzige Blase und am nächsten Tag nur ein wenig Muskelkater im Schulterbereich vom Rucksack tragen. Da hat sich die Vorbereitung ausgezahlt. Mir ging es direkt nach dem Marsch sogar so gut, dass ich um 10:30 Uhr, also 1,5 Stunden nach Ankunft im Ziel in Starnberg, bei meinem Sohn beim Fußballspielen in Weichs frischgeduscht zuschauen konnte. Dabei habe ich mir aber einen Sitzplatz gegönnt.

 

Ob ich im nächsten Jahr einen Sitzplatz oder einen aktiven Laufplatz einnehme weiß ich noch nicht. Es ist aber auf jeden Fall angedacht selbst einen Marsch zu veranstalten. D.h. wer jetzt Lust bekommen hat auch einmal die Herausforderung der 100km in 24 Stunden in Angriff zu nehmen, für den haben wir im Jahr 2021 und so es Corona denn zulassen wird voraussichtlich die Möglichkeit dazu. Wir planen den Marsch jedenfalls so, dass jeder sein eigenes Limit herausfinden kann und dabei sein „Glück“ findet. Mehr sei aber noch nicht verraten, Details werden folgen.

 

Details und Glück sind jetzt abschließend aber noch super Stichworte. Wir sind ja nicht nur für uns, sondern vor allem für benachteiligte Kids gelaufen. Dabei hatten wir bevor wir losgelaufen sind schon die unglaubliche Spendensumme von rund 4.700,-€ sicher ohne, dass wir einen Kilometer gehen mussten. Jeder Kilometer hätte uns anschließend zusätzlich rund 38,-€ eingebracht, was wir uns auch am Rucksack auf einem Schild ständig präsent gemacht haben.

 

Am Ende haben wir in 22,5 Stunden zu viert (zusammengerechnet in 80 Stunden) überragende 356 KM geschafft und am Ende mit noch nach dem Marsch zusätzlich eingegangenen Spenden 8.793,50 € für benachteiligte Kinder erlaufen. Das entspricht für die Zahlenfreunde einen Stundenlohn von 109,92 € pro Kopf, gar nicht so schlecht für ein bisschen Wandern oder?

Die Summe, die wir zentral über den Verein Kicken für Kinder e.V. gesammelt haben, wird nun wie angekündigt in Höhe von 6.155,45 € an die Initiative Krebskranke Kinder München e.V. für das Sportprogramm auf der Kinderkrebsstation und an das Franziskuswerk Schönbrunn in Höhe von 2.638,05 € für den Bau des Eselstalls weitergereicht.

 

Es bleibt nun nur noch 110.000-mal danke zu sagen, denn jeder der gemachten rund 110.000 Schritte war es für das Lachen der Kinder Wert diesen Marsch zu absolvieren. Die zusätzliche Motivation durch jeden einzelnen Cent als Spende oder Wette haben uns wirklich zusätzlich motiviert und ins Ziel „getragen“!

Danke Danke Danke! Wir wissen das dieses wahnsinnige Ergebnis gerade im „Corona-Jahr“ alles andere als selbstverständlich ist!

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Kommentare: 1
  • #1

    Marco 100km Besieger (Montag, 16 November 2020 11:13)

    Danke an alle Spender & Unterstützer für diese beeindruckende Summe !
    Danke euch Marcus, Matze, Andi für die gemeinsamen Meter !
    Danke Mona für die lebensnotwendige PastaParty !
    Danke lieber Björn für diese Erfahrung !
    Danke für 100km plus.

    P.s. nach dem Lauf ist vor dem Lauf! ;)