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Neuer Mitbewohner mit trauriger Geschichte

Heute Abend steht ein Länderspiel zwischen Deutschland und Spanien in der Nations League an. Ein Klassiker im Europäischen Fußball auf den sich viele Fans gefreut haben um das Spiel im Stadion live zu verfolgen. Spätestens durch Corona wissen wir jedoch, dass ein Besuch im Stadion zum Anschauen eines Fußballspiels nicht mehr selbstverständlich ist.

 

Auf den Tag vor genau fünf Jahren haben sich auch eine Menge Zuschauer darauf gefreut einen absoluten Klassiker im Stadion live zu verfolgen. Angesetzt für den 17.11.2015 war das Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und der Niederlande im Niedersachsenstadion Hannover.

 

Wie aktuell zu Corona gab es auch im Vorfeld des damaligen Spiels im Vorfeld viel Diskussionen ob das Spiel stattfinden dürfe, da nur wenige Tage vor dem Spiel die Anschläge in Paris verübt wurden und die Welt weiterhin in Atem hielt. Damals wurde die „Jetzt erst recht“ Mentalität aus der Schublade geholt um der Welt zu zeigen das man sich nicht von Terroristen einschüchtern lässt. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, war ich damals der gleichen Meinung.

 

Wie es im Leben aber oft so ist, ist man hinterher öfter „schlauer“. Denn heute wäre ich gegen die Durchführung des Spiels gewesen, da die Sicherheitslage viel zu „fragil“ war. Im Nachhinein kann man froh sein, dass bei dem vermuteten Anschlag auf das Spiel in Hannover nichts passiert ist. Erschreckend finde ich, dass auch bzgl. der Ermittlung der Terroristen, die einen Anschlag geplant haben sollen, leider bis zum heutigen Tag kein Tatverdächtiger, der zur Rechenschaft gezogen werden könnte, ermittelt werden konnte. Das Verfahren wurde auch eineinhalb Jahre nach dem Spiel bereits eingestellt.

 

So bleibt es bei einem unguten Gefühl ob wirklich ein Anschlag vorbereitet war oder ob die Politik verständlicherweise lieber durch die kurzfristige Absage auf Nummer sicher gegangen ist. Nur stellt sich mir die Frage, warum das Spiel bei der unsicheren Gesamtlage dann nicht im Vorfeld bereits abgesagt wurde. Die Antwort darauf bekommen wir glaube ich aktuell ganz gut demonstriert. Es muss schon wirklich etwas sehr Außergewöhnliches passieren, dass ein Länderspiel im Vorfeld abgesagt wird. Eine globale Pandemie reicht dazu jedenfall nicht aus, da ist es absolut verantwortbar, dass die Nationalmannschaftsspieler zum Fußballspielen durch die ganze Welt reisen dürfen. Böse Zungen würden sagen: „Der Rubel im Milliardengeschäft Fußball muss halt rollen“. Schade dabei finde ich jedoch vor allem, dass man gerade den Kindern, die vormittags zusammen im Klassenzimmer sitzen dagegen nicht erlaubt nach der Schule eine Runde Fußball zu spielen.

 

Nachzuvollziehen und vor allem zu erklären ist es den Kids mittlerweile jedenfalls nicht mehr. Ich bin immer öfter dazu geneigt zu sagen, so sind die Corona-Regeln nun mal und da müssen wir uns nun einmal daranhalten. Ob wir sie nachvollziehbar halten oder nicht spielt dabei keine Rolle, es geht nun einmal um unser Allgemeinwohl. Wenn zum Wohl aller dazu beiträgt das Kinder kein Fußball mehr auf dem mit Hygienekonzept ausgestatteten heimischen Sportplatz spielen dürfen und die Nationalspieler aber für 90 Minuten um die ganze Welt reisen dürfen, dann ist das eben so. Vielleicht werde ich auch einfach in Zukunft auf die Antwort von Thomas De Maizière, dem Innenminister im Jahre 2015, zurückgreifen und auf die Fragen einfach antworten: „Teile dieser Antwort würden Dich verunsichern“. Mal sehen wie viel Verständnis in den Reaktionen vorhanden sein werden.

 

Aber zurück zum Länderspiel aus dem Jahr 2015. Dieses geht als erst zehntes offiziell abgesagtes Länderspiel der deutschen Herren Nationalmannschaft in der bis zum dem Tag der Absage 115 jährigen Geschichte des DFB ein. Die vorher abgesagten Spiele wurden vor Allem des Krieges willen abgesagt: 1939 gegen Schweden in Stockholm, 1943 gegen Spanien, Italien, Rumänien, Bulgarien und die Slowakei. Im Jahr 1990 wurden dann das Wiedervereinigungsspiel der Weltmeisterelf von 1990 gegen eine Auswahl der ehemaligen DDR aus Angst vor Hooligankrawallen in Leipzig abgesagt. Das Spiel gegen England fiel 1994 ebenfalls aufgrund von Neonazi-Androhungen von Seiten beider Fanlager zum Opfer. Einzig das Spiel 2009 nach dem Tod von Robert Enke ist somit das einzige, dass somit keinen politischen Hintergrund in der Absage hatte. Ich bin ziemlich naiv denn ich dachte immer Sport und Politik seien strickt zu trennen.

 

Mein neuer „Mitbewohner“ wird jedenfalls nicht mehr von der Sammlung zu trennen sein. Er wird die Geschichte des zehnten offiziell abgesagten Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft weitererzählen und dabei sicher auch an das Zitat des Bundesinnenministers erinnern.

 

Ausgestattet für seinen Auftritt wurde er übrigens von der Burgerkette MC Donalds, die durch ihr Sponsoring die Möglichkeit haben die Einlaufkinder für die Spiele auszustatten. Einzig die Stutzen habe ich zur Vollständigkeit ergänzt. Zurückgegriffen wurde bei der Ausstattung auf die Artikel des offiziellen Ausrüsters des DFB´s, der Sportartikelfirma adidas. Um den Hals trägt er bis zum heutigen Tage seine originale Eintrittskarte sowie den angesetzten festgelegten Zeitplan des Abends auf der Rückseite.

 

Ich hoffe das der Junge, der dieses Outfit für das Spiel ursprünglich gestellt bekommen hat, eine weitere Chance als Einlaufkind von dem Sponsor bekommen hat und weiterhin dem Fußball treu geblieben ist. Vielleicht kickt er ja auch gerade eine Runde Fußball im Garten, das Gleiche werde ich auf jeden Fall jetzt mit meinen Kindern tun so lange es noch nicht verboten ist. Also bis bald und bleibt gesund und spielt Fußball.

 

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