Die letzten Wochen war es an dieser Stelle sehr ruhig, das hat zum einen damit zu tun, dass ich mir mal bewusst eine verlängerte Auszeit genommen habe um anstehende Entscheidungen vorzubereiten und weil ich zweitens viel Zeit in mein „Lockdown Projekt“ gesteckt habe. Auch wenn der Lockdown noch nicht beendet ist sondern „nur“ in einzelnen Bereichen gelockert wurde, habe ich mein „Lockdown-Projekt“ beendet. Das Projekt hat bereits im September 2020 angefangen, also direkt nach dem ersten Lockdown.
Bei meiner täglichen Recherche nach Neuankömmlingen für die Sammlung bin ich auf den Automaten, der von einer sehr liebenswerten Schaustellerfamilie aus dem Umkreis von Augsburg angeboten wurde, aufmerksam geworden. In kurzer Zeit sind wir uns direkt handelseinig geworden und so habe ich den Automaten abgeholt.
Beim Abholen selber kamen dann schon die ersten Herausforderungen auf mich zu. Der Automat stand die letzten Jahre leider nicht optimal geschützt an einer Hauswand und war den Witterungen entsprechend ausgesetzt. Aus diesem Grund stand er auch auf einem Behelfstisch, der die Standbeine entlastete. Um die Beine für den Transport abzumontieren musste erst einmal der Deckel geöffnet werden, da der Schlüssel jedoch nicht mehr vorhanden ist, eher gesagt geknackt werden. Mit ein wenig Werkzeug war das dann auch relativ schnell geschafft. Die Beine, die mit Flügelmuttern gesichert waren, ließen sich jedoch leider nicht so ohne weiteres lösen, da sie schon sehr stark eingerostet waren. Am Ende konnten wir dann drei von vier Beinen lösen. Das vierte Bein wollte sich allerdings überhaupt nicht lösen lassen wodurch ich kurzerhand die Entscheidung getroffen habe es herauszubrechen, da der Transport in der Form in meinem Auto einfach nicht möglich war. Die „Gewaltlösung“ war in diesem Fall zu verschmerzen, da ich bei der Demontage bereits festgestellt habe, dass ich den Unterbau komplett neu bauen muss. Er war im Laufe der Zeit und durch die Feuchtigkeit einfach nicht mehr zu retten.
Zu Hause angekommen wurde der Automat erst einmal in der Garage eingelagert und im Kopf langsam der Plan für die Restaurierung entworfen und anschließend zu Papier gebracht. Meine Motivation bestand aus zwei Aspekten, zum einen wollte ich diesen alten Automaten wieder seiner Bestimmung zuführen und zum anderen eine Aufgabe in einem möglichen nächsten Lockdown haben. Wie wir alle wissen kam es dann auch zum erneuten Lockdown und somit fing ich nach der Abrechnung des Spendenmarsches damit an mir in der Garage eine provisorische Werkstatt einzurichten bevor es dann ende November mit der Zerlegung des Automaten losging.
Bei der Zerlegung selbst waren immer wieder neue Herausforderungen zu lösen, da der Automat im Laufe der Jahre doch sehr unter der Witterung gelitten hat. Es war außer anhand der noch vorhandenen 10 Pfennig Münzen kaum zu erkennen, dass dieser Automat mal auf den Volksfesten im süddeutschen Raum Menschen schöne Momente beschert hat. Nach der Zerlegung, die wirklich nur mit dem bekannten Bremsenreiniger und einem Heißluftfön zur Erhitzung der Schrauben möglich war, ging es mit dem besagten Fön weiter um die diversen Schichten von Farbe, die im Laufe der Jahrzehnte aufgetragen wurden, wieder abzutragen. Wie gesagt habe ich den unteren Kasten komplett entsorgen müssen aber die Beine und das obere Teil waren ordentlich „coloriert“.
Bei der Mechanik war erfreulicherweise weniger defekt und auch keine Farbe, sondern „nur“ Rost und viel Schmiermittel zu entfernen.
Der Unterbau als Kasten aus Fichte war relativ schnell neu gebaut und wesentlich stabiler als der ursprüngliche Kasten, der aus Pressholz gefertigt war. Wie beim Original habe ich anschließend Buchenfurnier auf die gesamte Konstruktion aufgebracht. Das war eine besondere Herausforderung, da ich in meinem Leben vorher noch nie furniert hatte und die kalten Temperaturen in der Garage auch nicht unbedingt förderlich waren. Aber es hat geklappt und gehört wie so oft in die Kategorie „einfach mal machen, mehr als schief kann es nicht gehen“. Anschließend habe ich die Ballträgerkonstruktion im Inneren eingepasst und auch die diversen Aussparungen für die Mechanik und dem Münzeinwurf geschaffen. Was sich hier so einfach schreiben lässt hat mich diverse Abende in der Vorweihnachtszeit gekostet, aber ein Alternativprogramm in Form von Weihnachtsmärkten oder Hallenfußball war ja eh nicht geboten.
Bei der Restaurierung der Spieler und der Tore habe ich mich bewusst gegen die Entfernung der alten Farbe und dem Auftragen neuer Farbe entschieden, da ich dadurch mehr den alten Charme erhalten wollte. Bei dem Spielfeld habe ich mich dagegen ganz bewusst für einen neuen Anstrich entschieden, da der aktuelle auch leider schon nicht mehr der originale war und vor allem auch die Linien fehlten.
Nachdem ich zwischen Weihnachten und Sylvester meinte alles für einen Zusammenbau fertig zu haben, fingen nun die klassischen Probleme einer Restaurierung an. Wie so oft, wenn man mit alten Materialien arbeitet sind die Dinge im Laufe der Zeit ein wenig verzogen und haben nicht mehr die exakte Ausrichtung, die sie mal beim ursprünglichen Bau hatten. Die Temperaturen kamen auch noch erschwerend hinzu, da es einfach nicht die optimalen Bedingungen für den Leim waren damit dieser „anziehen“ konnte.
Aber nun gut aufgeben gibt es nicht also hieß es weiter durchziehen auch wenn das Fluchen von Tag zu Tag zugenommen hat. Schön waren da immer mal wieder der kurze Plausch mit Nachbarn und Sparziergängern, die die starke Beleuchtung jeden Abend wahrgenommen haben und mal schauen wollten was ich da eigentlich so machte. Irgendwann habe ich es dann auch sein gelassen ein vermutetes Enddatum der Fertigstellung zu nennen, da immer wieder neue Herausforderungen auf mich warteten. Es zog sich gerade am Ende länger hin als ich gedacht/gehofft hatte wurde aber durch die kleinen Erfolge dann aber immer wieder ausgeglichen. Wie im wahren Leben oder auch in einem Fußballspiel läuft es halt mal nicht so erfolgreich aber dann gilt es nicht aufzugeben denn dann kann man auch wieder Erfolge feiern. Wer aufgibt wird auch nie erfolgreich sein!
Die finalen Arbeiten in Form von der Füllung der Löcher und Spalten führte ich dann auch im Ausstellungsraum an seinem zukünftigen Stellplatz aus, da die Temperaturen das Arbeiten mit Leim in der Garage einfach nicht mehr möglich machten. Auch die „letzte Ölung“ hat der Automat im Keller bekommen um das Holz zu schützen, wobei die Einflüsse denen er in Zukunft ausgesetzt sein wird fast gar nicht wahrnehmbar sind gegenüber seinen Jahren zuvor.
Ich bin jedenfalls sehr froh und auch stolz das Projekt gestartet und auch beendet zu haben. Gerade unter den Vorzeichen der geschlossenen Baumärkte war es doch noch mal eine zusätzliche Herausforderung. Im Nachhinein gibt es natürlich Dinge die ich mit der neu gewonnenen Erfahrung sicher anders machen würde, aber unterm Strich bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Jetzt darf ich neben einem alten Kneipenkickertisch aus dem Jahr 1953 einen „Fußball-Match“ Automaten der Firma Oskar Seipel aus dem Jahr 1952 mein Eigen nennen, dessen Modell man sogar auch schon bei „Bares für Rares“ sehen konnte. Genug 10 Pfennig Stücke zum spielen habe ich ja Gott sei Dank immer vor Ort.
Also wer einmal den Automaten im Originale sehen möchte ist jederzeit herzlich unter den aktuellen Auflagen willkommen, zur Terminabsprache meldet euch einfach und denkt dran bleibt gesund und spielt Fußball.
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