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125 Jahre Hannover 96 ein kleiner Rückblick mit Exponaten

 

Herzlichen Glückwunsch zum 125. Geburtstag Hannover 96! Wow was für ein Alter, selbst der älteste Mensch auf der Welt (117 Jahre) kann nicht behaupten vom ersten bis zum heutigen Tag dabei gewesen zu sein. Umso wichtiger finde ich es Deine Vergangenheit zu bewahren und „anfassbar“ zu machen. Geschichten erzählt man gerne in Form von Bildern und ich möchte einen Schritt weitergehen und Deine Geschichte anhand von Exponaten, die ich mein Eigen nennen darf, ein wenig nacherzählen, damit Du an diesem historischen Tag in Erinnerung schwelgen kannst.

 

Gegründet wurdest Du noch nicht als Hannover 96, so wie wir Dich heute kennen. Viel mehr wurde am 12.04.1896 der Hannoversche Fußball-Club von 1896 gegründet, um Rugby zu spielen und Leichtathletik zu betreiben. Nur zwei Jahre später gründete sich der „Hannovera“ von 1898 der im Jahr 1904 mit dem F.V. Hannover zum Ballspielverein Hannovera von 1898 führte. Eben von diesem F.V. Hannover ist mein ältestes Exponat aus Deiner Geschichte, ein Steinkrug aus dem Jahr 1902.

 

Im Jahre 1913 kam es dann vielleicht zur entschiedenen Fusion in der Geschichte von Dir. Aus dem „HFC von 1896“ und dem „BV Hannovera von 1898“ wurde im Juni 1913 der Hannoversche Sportverein von 1896. Ein paar Monate vor der Fusion haben die beiden Vorgängervereine am 06.04.1913 gegeneinander gespielt und dabei wurde beim Spiel HFC v 96 III gegen Hannovera III mein ältestes Foto aus Deiner Geschichte aufgenommen.

 

Im anschließenden 1. Weltkrieg sind auch viele Spieler von Dir von den Schlachtfeldern leider nicht zurückgekehrt. Im Kriegsjahrbuch von 1914 findet man einige Abbildungen und Erwähnungen von Spielern und Funktionären aus dieser Zeit auch aus Hannover.

 

Ab dem Jahr 1921 hast Du Deine Spiele im „Hindenburgstadion“ ausgetragen. Wobei der Name nicht vom ersten Tag Bestandteil des Stadions war und erst nachträglich geändert wurde. Das Buch Deutschlands Kampfbahnen aus dem Jahr 1928 gibt einen sehr schönen Einblick in des Eilenriede Stadion der damaligen Zeit.

 

In den nachfolgenden Jahren wuchs Du weiter und wurdest auch durch den Damensport erweitert. Des Weiteren folgte der Neubau des Vereinsheims am Misburger Damm im Jahr 1931. In genau diesem wurde sicher auch die mehr als überraschende Deutsche Meisterschaft im Jahr 1938 nach zwei sensationellen Spielen (das erste Finale endete Unentschieden und musste wiederholt werden) gegen die damalige „Übermannschaft“ von Schalke 04. Von der Meisterschaft habe ich zwei Dinge, die gleichzeitig die politische Situation im Lande wiederspiegelten. Zum einen auf der Postkarte mit dem Bild beim Anstoß (Hand zum Gruße) und zum anderen mit der Siegernadel, die das damals schon sehr präsente Hakenkreuz ziert. Spannend finde ich übrigens, dass es das erste Finale nicht einmal auf das Deckblatt der Zeitung „Fußball“ geschafft hat, da war der Kampf Max Schmeling zu der damaligen Zeit dann anscheinend bedeutender.

 

Nach den Kriegsjahren des zweiten Weltkrieges ging es um den Wiederaufbau nicht nur des ganzen Landes sondern auch der Vereine und Stadien. Auf das Jahr in dem im Land wieder mehr Aufbruchstimmung herrschte fielen zwei weitere „wichtige“ Ereignisse der Vereinsgeschichte. Das weniger wichtige war das Erscheinen der ersten Stadionzeitung von Hannover 96 am 17.Januar 1954 im Spiel gegen Werder Bremen.  Das wohl wichtigere Ereignis war der Gewinn der Deutschen Meisterschaft in einem sensationellen Spiel in Hamburg gegen die damals „halbe Nationalmannschaft“ im Diensten des 1. FC Kaiserslautern, die wenige Monate später Weltmeister in der Schweiz wurde. Neben zahlreichen Tageszeitungen, die vom Sensationssieg berichteten, darf ich das originale Programm aus dem Spiel, aber für mich viel wichtiger, private Fotoaufnahmen aus dem Spiel mein Eigentum nennen.

 

Aus den 1960er Jahren, in denen Du in sieben Jahren an fünf Finalen der Deutschen Amateurmeisterschaften teilgenommen und davon drei gewonnen hast, darf ich gerade vom vielleicht skurrilsten Spiel eine Postkarte des Gegners mein Eigen nennen. In diesem Fall handelt es sich um die Mannschaft des BC Augsburg, gegen die Du im Halbfinale, nach dem es im Hin- und Rückspiel 2:2 gestanden hast, „nur“ durch Losentscheid ins Finale eingezogen bist heute ein undenkbares Szenario. Bei den Profis bist Du im Jahr 1964 in die Bundesliga aufgestiegen und man merkt, dass sich in der Vermarktung etwas tut.

 

Wichtiger finde ich allerdings, dass das Wohnzimmer, das Niedersachsenstadion, am 15.12.1965 seine Flutlichtpremiere gefeiert hat, wodurch nun auch spiele am Abend möglich waren. Die Gedenkplakette erinnert an diesen historischen Tag für die Austragung von Spielen im Stadion. In genau diesem Stadion wurden dann auch Spiele der Weltmeisterschaft 1974 ausgetragen an dem u.a. der Becher erinnert.

 

Wirtschaftlich und sportlich wusstest Du in den 1970ern leider nicht so zu überzeugen, wodurch Du sogar zu Spenden aufgerufen hast um dich „über Wasser zu halten“. Ein Relikt aus dieser Zeit ist die Vinylplatte, von deren Verkauf ein Teil zu Deinen Gunsten eingesammelt wurde.

 

Ein Zeitzeugnis der Auf- und Abstiege der folgenden Zeit ist die noch ungeöffnete Aufstiegsdose von Feldschlösschen aus der Saison 1987/88. Beim nächsten, wie für Dich üblichen, überraschenden Titelgewinn ist sicher keine Dose ungeöffnet geblieben und auch die Sektflasche ist gelehrt worden. Im Jahr 1992 hast Du, als bis heute einzigen Zweitligisten, den DFB Pokal gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen. Viele Zeitungsartikel erinnern an diesen spektakulären Coup, auch wenn er für die „Bild“ wenig spektakulär war, so wenig Platz es auf der Titelseite gab. Eine Eintrittskarte sowie das Programm vom damaligen Spiel erinnern wie der originale Replique DFB Pokal, der zur Erinnerung an die damaligen Protagonisten ausgegeben wurde.

 

Nach dem Du Dich zu Deinem 100. Geburtstag am absoluten Tiefpunkt befunden hast. ging es seitdem mehr oder minder stetig bergauf. Die Krönung war dann auch nach vielen Jahren Abstinenz der Aufstieg 2002 in die Bundesliga. Wie diese Flasche es geschafft hat im Freudentaumel nicht geöffnet zu werden ist mir bis heute ein Rätsel.

 

In den Jahren bis zur WM 2006 wurde das Niedersachsenstadion auf neuen Hochglanz gebracht um erneut als Ausrichter der Weltmeisterschaft im eigenen Land zu fungieren. Das altehrwürdige Stadion bleibt aber für immer unvergessen und so erinnert mich ein Bruchstein sowie die Deckenlampen aus dem Presseraum an vielleicht weniger komfortable aber nicht weniger schöne Momente. Der Bauplan der Dachkonstruktion ist ein schönes Zeugnis an das neue komfortable Stadionerlebnis in Deinem Wohnzimmer.

 

Es folgten tolle Jahre in der Bundesliga die durch den Selbstmord von Robert Enke erschüttert wurden. Man bekam einmal wieder vor Augen geführt, dass der Fußball absolut nicht das wichtigste im Leben ist, so viel Freude er uns auch schenkt. Ich werde nie den Tag und den Moment der Mitteilung über den Tod vergessen. Robert wird für immer mit Dir verbundenen sein und sollte uns allen, gerade in Momenten, wenn man geneigt ist den Rauswurf von Spielern, Trainern und Funktionäre zu fordern, ein mahnendes Beispiel für mehr Menschlichkeit und mehr Aufmerksamkeit im Miteinander sein. Neben dem „Werbetuch“ werden neben vielen Dingen Rund um sein „letztes Spiel“ gegen den HSV auch original signierte Handschuhe von ihm sein. Auch das letzte Spiel der Saison in Bochum wird mir immer in Erinnerung bleiben, selten war ich so emotional bei einem Fußballspiel im Stadion.

 

Was folgten waren unvergessene Europokalabende mit vielen schönen Auswärtsfahrten. Die einzige weniger schöne war eigentlich die nach Lüttich, wobei man durch die Polizeieskorten der Busse ein Stück weit ein staatsmännisches Gefühl bekommen hat. 😉 Es waren unglaubliche Spiele mit ohrenbetäubendem Lärme im heimischen Niedersachsenstadion. Relikte aus dieser Zeit sind diverse Eintrittskarten, Programme und Spielschals. Da sie noch so „jung“ sind verzichte ich auf die Abbildung.

 

Nun bist Du mittlerweile nicht nur sportlich, sondern auch auf Grund der „Corona-Thematik“ in einer erneut schweren Zeit angekommen. Die „Masken“ werden jedenfalls auch in 125 Jahren an diese Zeit erinnern. Aber sehen wir es doch positiv, vor 25 Jahren bei Deinem letzten großen Jubiläum standst Du sportlich und finanziell wesentlich schlechter da, somit bist Du doch auf irgendwie einem guten Weg. Und sind wir doch einmal ehrlich, in Deiner Geschichte ging es doch schon immer auf und ab und genau das macht Dich doch so interessant. Es ist wie im Leben neben dem Fußball, das wichtigste ist immer nach der Niederlage wieder aufzustehen und zu versuchen den nächsten Erfolg zu erlangen.

 

Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächsten gemeinsamen Jahre mit dir und halte Deine Geschichte weiter in Ehren. Ich bedanke mich auch noch einmal ausdrücklich, dass Du mich gefragt hast, ob ich an Deinem Video zur Geschichte mitwirken möchte. Es war mir eine große Ehre! Auch vielen Dank an Deinen Archivar Sebastian Kurbach für den ständigen Austausch.

 

So und nun ist aber vorerst Schluss, denn nun geht´s mal wieder selbst auf den Platz zum Fußballspielen, so wie Du es seit über einem Jahrhundert auch förderst.

 

Also bis bald und bleib (wirtschaftlich)gesund und spiel (möglichst erfolgreichen) Fußball

 

Beste Grüße

 

Björn „Keckenbauer“ Kecker

 

 

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