Vor ein paar Wochen habe ich auf den Social Media Kanälen ein Foto von einem Ball gepostet und schon einmal die tolle Geschichte der Übergabe angekündigt. Bevor ich dazu aber komme, möchte ich den Ball selber einmal vorstellen.
Bei dem Ball handelt es sich um einen Volllederball mit der markanten Schnürung und gemäß den Angaben des Vorbessitzers aus den Jahren 1945 - 1955. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um einen österreichischen Hersteller. Auf dem Ball sind die Aufdrucke: "A.C.E. Spartan Meister garantiert Handgenäht internationale Größe 48" noch relatv gut zu erkennen. Das wirklich aussergewöhnliche an dem Ball ist aber die Tatasache, dass er noch nie aufgepumpt war geschweige denn mal eine Ballblase im Inneren besessen hatte. Wenn man eine kleine Zeitreise wagt ist das schier unvorstellbar, dass ein so kostbares Gut zu der damaligen Zeit, in der vornehmlich mit Lumpenbällen gespielt wurde und öfter Spieler nur mitspielen durften wenn sie einen richtigen Ball zum Spiel beisteuerten, nicht zum eigentlichen Zweck hergenommen wurde. Vielmehr wurde der Ball, nach den Ausführungen der Enkeltochter des Erstbesitzers, nach dem Erhalten rasch auf den Dachboden verfrachtet und dort einfach vergessen. Als Fußballer "blutet" mir natürlich bei solchen Erzählungen das Herz aber jeder setzt bekanntlich seine eigenen Prioritäten. Die Prioritäten des Erstbesitzers lagen vielmehr in der Arbeit wodurch wenig Zeit für die schönste Nebensache der Welt blieb. Für mich eine wiklich außergewöhnliche Geschichte, wenn man nur an die ganzen Kinder denkt, die sich zu der damaligen Zeit nichts sehnlicheres als einen originalen Lederball gewünscht haben und diesen nie bekommen haben. Wenn jemand es mitbekommen hätte was für ein Schatz da auf einem Dachboden in Salzburg lagerte, könnte man sich sicher vorstellen, dass der ein oder andere auf die Versuchung der "Befreiung" gekommen wäre.
Da dies jedoch nicht passiert ist, darf ich mich für die Sammlung über ein tolles Stück freuen. Für die Sammlung habe ich ihn jedoch nicht im Originalzustand belassen, sondern in den eigentlichen vorgesehenden Zustand versetzt. Dazu habe ich den Ball gereinigt, eingepfettet,mit einer Ballblase versehen und vorsichtigt in die runde Form gebracht. Anschließend habe ich noch die fehlende Schnürung ergänzt und nun ist er in seiner vollen Pracht zu bewundern.
Die zweite Geschichte, die ich neben der Ballgeschichte, immer erzählen werde, ist die Geschichte wie der Ball den Weg in die Sammlung gefunden hat. Angefangen hat sie im August 2020, als mir der Sohn, von dem am Ende dieser Geschichte noch das "I-Tüpfelchen" folgt, des Usprungsbesitzers eine Nachricht, mit der Bitte der Bewertung des Balles und der Frage ob ich daran interessiert wäre, geschrieben hat . Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich zufälligerweise gerade auf der Rückreise im Zug von einem Kurzurlaub in Wien, in dem ich u.a. die Fußballmuseen der Stadt besucht und den Bericht darüber verfasst habe. Nachzulesen ist dieser hier. Geantworet habe ich natürlich prompt und habe dabei meine Informationen und Preiseinschätzung zu dem Ball mitgeteilt. Mein Interesse habe ich ebenfalls kundgetan und gleichzeitig den Hinweis gegeben, dass sie sich gerne auch erst weiter informieren können bevor sie eine Enscheidung treffen würden. Daraufhin habe ich noch eine weitere Antwort bekommen, dass sich die Vorbesitzer bei mir melden wenn sie sich entschieden haben.
Anschließend ist viel passiert und eine Menge Zeit vergangen, nur in Wien war ich bis zum 20./21.07.2021 nicht mehr, dieses Mal beruflich. Denn genau an dem Tag der erneuten Rückreise aus Wien erreichte mich erneut eine E-Mail von den Verkäufern, ob ich noch Interesse an dem Ball hätte, da sie ihn nun verkaufen wollen würden. Preislich waren wir uns sofort einig und es stellte sich nur noch die Frage des Versandes. Da der Versand von Österreich nach Deutschland nicht wirklich preiswert ist und ich auf meinem Zugplan eine Standzeit von 7 Minuten am Bahnhof von Salzburg entdeckt habe, schlug ich kurzerhand vor, falls die Möglichkeit besteht die Übergabe direkt am Gleis zu machen. Nach kurzer Rücksprache mit der Enkelin des Erstbesitzers war das in Ordnung und der Vater würde direkt zum Gleis kommen. Anschließend habe ihr meinen genauen Sitzplatz mitgeteilt und war froh immer Bargeld dabei zu haben. Ca. 30 Minuten vor Ankunft hat mich die Enkelin dann noch einmal angerufen und bestätigt, dass ihr Vater zum Gleis kommen wird. Und dann kam der Hammer, sie sagte mir, dass ihr Vater schon über 90 Jahre alt sei und verständlicherweise nicht mehr so schnell mobil sei. Auf meinen Einwurf, dass er doch wirklich nicht in diesem Alter zum Gleis kommen müsse, gerade auch weil es ein hochsommerlicher Tag war, entgegenete sie, dass er es sehr gerne machen würde.
Die letzte halbe Stunde bis Salzburg kam mir dann wie eine Ewigkeit vor, da ich sehr nervös war ob alles klappen würde, aber nicht weil ich an den Ball gedacht habe, sondern weil ich an den "Boten" gedacht habe, der extra den Weg zum Bahnhof auf sich genommen hat. Um als erster an der Tür zu sein habe ich mich auch entsprechend früh an eben dieser platziert. Und dann bot sich mir ein Bild, was ich sicher nie wieder vergessen werde. Als wir in Salzburg eingefahren sind, stand direkt auf Höhe "meines" Waggons ein stattlicher Herr, der den Ball zur Erkennung in die Höhe streckte. Ich bekomme direkt beim Schreiben wieder ein Lächeln ins Gesicht, weil ich es einfach unglaublich fand. Gott sei dank blieb uns auch noch die Zeit für einen kurzen Plausch in dem ich erfahren durfte, dass der Herr auch selbst noch Auto fährt und mit diesem zum Bahnhof gefahren ist. Das ich den vereinbarten Preis nicht passend hatte, war in diesem Moment ein Glücksfall, da ich das angebotene Wechselgeld mehr als dankend ablehnen konnte. Ich bin bis heute wirklich sehr gerührt, dass der Verkäufer den Aufwand auf sich genommen hat. Die Verabschiedung fiel dann leider sehr apprupt aus, da ich schnell zur Zugtür eilen musste die mit "Piepgeräuschen" bereits am Schließen war.
Ich werde den Ball und vor allem beide Geschichten in Ehren halten und sie immer wieder gerne erzählen und dabei stets das Bild bei der Einfahrt in den Bahnhof von Salzburg vor Augen haben.
Im Nachhinein zeigt es sich mal wieder was für schöne Zufälle das Leben spielt, da die Kommunikation mit den Verkäufern fast ausschließlich auf österreichischen Boden zwischen Weichs und Wien stattgefunden hat. Wer weiß vielleicht hätte sich die Familie sogar früher gemeldet, wenn ich vorher mal wieder nach Wien aufgebrochen wäre.
So aber nun gut mit der Fußball-Geschichte, jetzt geht es darum selbst welche zu "produzieren" und das tue ich jetzt mal wieder mit einer kleinen Runde im heimischen Garten und das Gleiche solltest DU auch tun. Also bis bald und denk dran, bleib gesund und spiel Fußball.
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