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Digitalisierung von Fußballgeschichte

 

In der Corona-Krise wurde der Schrei nach Digitalisierung immer lauter. Die Krise hat auch sehr gut veranschaulicht, in welchen Bereichen wir in Deutschland vielleicht nicht ganz auf dem Stand der Möglichkeiten sind. Wie schaut es in diesem Zusammenhang eigentlich im Bereich der Fußball-Historiker aus, d.h. findet dort auch eine Digitalisierung statt oder ist das romantische Bild von Recherchearbeiten in dunklen Kellerarchiven weiterhin das non plus Ultra?

Vorweg genommen gibt es natürlich nicht DEN richtigen oder falschen Weg, es ist wie so oft im Leben ein Mix aus allem. Der Gang in die Archive wird immer ein Teil bei Recherchearbeiten sein, da es noch viele Jahrzehnte dauern wird, bis alle Dokumente jemals digitalisiert werden würden. Ich bezweifle jedoch, dass wir diesen Status jemals erreichen werden, obwohl die Technologie heutzutage schon weit fortgeschritten ist. Es ist heutzutage u.a. schon möglich Bücher zu scannen ohne die einzelnen Seiten aufzublättern. Was nach Science-Fiction klingt, ist in den USA schon Realität, wenn auch noch nicht ganz ausgereift, da aktuell „nur“ unter 10 Seiten pro Scanvorgang möglich sind. Ich finde das eine wahnsinnige Innovation und würde mich freuen, wenn diese Technologie, die ähnlich wie die Menschenscanner am Flughafen funktionieren, eine Serienreife erlangen und zu einem erschwinglichen Preis zu erwerben sind.

Bis zu diesem Zeitpunkt werde ich jedoch mit meiner aktuellen Ausstattung weiter verfahren. Ich digitalisiere meine (und von befreundeten Sammlern) Fußballdokumente mit einem sogenannten Dokumenten- oder Buchscanner. Diese Geräte haben den Vorteil, dass man nicht nach jeder Seite einen Deckel verschließen muss oder gar die zu scannenden Dokumente auf eine Scheibe drücken muss. Die Dokumente liegen offen auf der Ablage und werden ohne Deckel gescannt. Bei Zeitungen auf einer ebenen Fläche und bei Büchern auf einer entsprechenden Buchwiege. Somit werden sie bestmöglich geschont und müssen nicht geknickt werden, was gerade bei alten Büchern mit z.T. stark beanspruchten Buchrücken wirklich wichtig ist.

Ein weiterer Vorteil der Dokumentenscanner ist, dass entsprechende Technologie mit verbaut ist, d.h. es gibt z.B. Funktionen in denen das System automatisch erkennt, dass man umgeblättert hat und der nächste Scanvorgang direkt ausgelöst wird. Eine ebenfalls sehr große Erleichterung ist die automaische Erkennung der Seitenhalter, die die Seiten bei dem Scanvorgang an der richtigen Stelle halten. Die Halter werden vom System automatisch aus dem gescannten Bild herausgearbeitet, d.h. auch wenn sie mitgescannt werden, tauchen sie auf dem finalen Bild nicht mehr mit auf ohne das es zusätzlicher Nachbearbeitung benötigt.

Für mich persönlich ist jedoch die sog. OCR (Optical Character Recognition), die mit Abstand beste Errungenschaft, die ich durch den Einsatz des Scanners erhalten habe. Die OCR Technologie ermöglich nämlich die Suchfunktion in den Dokumenten, d.h. sie erkennt je nach gewählter Sprache die einzelnen Wörter und speichert sie entsprechen in einem gewünschten Format ab. Wenn ich nun also auf der Suche nach einem bestimmten Spieler oder einer Mannschaft bin, suche ich entweder in einem bestimmten Dokument oder in allen Dokumenten gleichzeitig. Das erspart eine Menge Arbeit und vor allem Zeit, da man direkt auf die entspre-chende Seite geleitet wird in der der Artikel zu finden ist. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die zum Teil >100 Jahre alten Dokumente weniger angefasst werden müssen und geschützt eingelagert bleiben können. 

Einen Wehrmutstropfen hat die Technologie allerdings zum aktuellen Zeitpunkt noch, sie kann die alten Schriften, die z.B. in Deutschland zum Einsatz gekommen sind, leider noch nicht erkennen, d.h. bei den älteren Dokumenten ist weiterhin die manuelle Recherche notwendig.  Gescannt werden die Dokumente aber trotzdem, denn das Abfallprodukt der Digitalisierung ist doch der Erhalt der Dokumente für die Nachwelt. Egal was mit den physischen Dokumenten passiert, Brand, Wasserschaden, etc. die Dokumente sind gesichert und können jederzeit durchgeblättert werden, da sie in einer Cloud gespeichert sind und dort die Wahrscheinlichkeit der Zerstörung sehr sehr gering ist.

Somit habe ich in der Zwischenzeit einen großen Umfang von ca. 350 Dokumenten wie Bücher, Zeitschriften und Zeitungen aus der Fußballgeschichte sichern können und kann sie egal an welchem Ort zu Recherchezwecke nutzen. Auch kann ich sie anderen Fußball-Historikern zur Verfügung stellen und somit den Austausch untereinander fördern. Da ich natürlich viele Lücken habe, greife ich natürlich auch auf die Dokumente der „Kollegen“ zurück oder recherchiere im großen Archiv des „Kickers“, der in der Zwischenzeit auch eine Vielzahl von alten Ausgaben digitalisiert hat.

So wird es spannend zu beobachten sein wie die Entwicklung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weitergeht und welche Möglichkeiten bestehen werden. Der aktuelle Status Quo ist schon eine riesen Erleichterung im Vergleich zu vor fünf Jahren auch wenn ich aktuell noch jede Seite einzeln Scannen muss, aber das kann sich ja auch mittelfristig, wie das Beispiel aus den USA zeigt, ändern.

So das wars jetzt aber für heute mit der Theorie jetzt gehts wieder auf den Platz in die Praxis und das gleiche solltest Du auch tun. Also bis bald, bleib gesund und spiel Fußball.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Eberle Anton (Mittwoch, 24 November 2021 12:54)

    Hallo Björn!
    Sehr interessante Information!
    Frage: welcher Drucker ist hier gemeint!
    LG

    Anton Eberle

  • #2

    Keckenbauer (Mittwoch, 24 November 2021)

    Hey Anton,
    ich nutze keinen Drucker ich nutze den CZUR Aura Pro Dokumentenscanner für die Digitalisierung.
    Beste Grüße