Die oft verpönten und bald vielleicht verbotenen Bälle

Auf dem ersten Blick wirken sie wie ganz normale Bälle aber bei dem genaueren Hinsehen kann man erkennen, dass sie eine Stelle zum Aufhängen haben. Nach vielen Jahren des Suchens ist es mir nun endlich gelungen zwei dieser besonderen Bälle zu erwerben.

Es handelt sich natürlich um nichts Anderes als um Bälle die für das sogenannte Kopfballpendel genutzt wurden. Ich selber kann mich noch gut an die Zeiten am Pendel im Training erinnern und auch wie schwer es für den einen oder anderen gerade am Anfang war das richtige Timing zu erlernen.

Auch sind diverse Geschichten überliefert wie aktuelle Profis und die Helden der Vergangenheit ihr Kopfballspiel durch das Pendel verbessert haben. Direkt fällt mir dabei z.B. Uwe Seeler ein, der erst vor kurzem wieder davon gesprochen hat, dass seine Kopfballstärke sicher durch sein kontinuierliches Training am Kopfballpendel zusätzlich zum normalen Training stetig verbessert wurde. Der zweite ist Mario Götze über den Herman Gerland mal berichtet hat, dass er ihn mit ans Pendel genommen hat um sein Kopfballspiel zu verbessern.

Man mag es kaum glauben aber auch heute noch wird das Pendel selbst im Profibereich zur Verbesserung des Kopfballspiels hergenommen. Wobei auch hier schon Einschränkungen vorgeschlagen wurden, in England z.B. ist im Sommer dieses Jahrs von der FA angeregt worden das Kopfballspiel auf ein wöchentliches Maximum von 10 Kopfbällen je Spieler zu begrenzen.

Bei Amateurvereinen habe ich jedoch weniger das Gefühl, das das Pendel noch zur Trainingsarbeit herangezogen wird. Mich würde mal eine Umfrage unter Jugendspielern interessieren wie viele heute noch wissen was für ein „Gestänge“ da auf den Trainingsplätzen seit Jahrzehnten angebracht sind und wofür die eigentlich gut sind.

Ich vermute das werden heutzutage nicht mehr so viele wissen und werden auch in Zukunft immer weniger sein. Gerade wenn man die aktuellen Diskussionen in den Medien verfolgt, darf man ja fast die Frage in den Raum stellen, wie es die vielen Millionen Fußballspieler geschafft haben nicht aufgrund des Kopfballspieles schwer zu erkranken. Mir persönlich wird das alles ein wenig zu emotional diskutiert. Auch die Tests, die vor kurzem in England stattgefunden haben, bei dem in einem Spiel mit Exprofis in der ersten Halbzeit nur im Strafraum geköpft werden durfte und in der zweiten Halbzeit das Kopfballspiel ganz verboten wurde. Die Erzählungen davon waren erschreckend und man bekam den Eindruck, dass dadurch das geliebte Fußballspiel noch weiter seinen eigentlichen Charakter und Dynamik verlieren würde.

Versteht mich nicht falsch ich bin auch kein Freund von ausdauerndem Kopfballtraining, aber wie haben die Studien schon gezeigt, ist die Gefahr doch gerade bei der richtig angewandten Technik um ein Vielfaches niedriger. Wie jetzt also die richtige Technik erlangen, wenn das Training selbst bis zur Erlangung der richtigen Technik schädlich sein kann. Eine gute Idee hatte dabei ein Jugendtrainer, der sich mal im TV zu der Situation geäußert hat. Er hat gesagt, dass sie im Kinder und Jugendfußball kein Pendeltraining mehr durchführen. Das Training erfolgt ausschließlich in einem sehr begrenzten Zeitrahmen mit dem Zuwerfen eines Trainingspartners oder Trainer. Dabei kommen aber nicht die normalen Trainingsbälle zum Einsatz, sondern vielmehr die bekannten Gummibälle, die oft zu Turnieren in den Supermärkten verkauft werden. Begründet wird das damit, dass dadurch die Erschütterung für den Kopf auf ein Minimum reduziert werden, die Kids trotzdem die richtige Technik erlernen und die notwendige Muskulatur für das richtige Kopfballspiel aufbauen.

Ich hoffe sehr, dass die Diskussionen mehr in Richtung Profilaxe als Verbot gehen, denn ansonsten würde sich m.E. das Spiel weiter unattraktiver gestalten. Es steht doch auch weiterhin jedem frei ob er/sie/es Fußball- oder eine andere Sportart spielen möchte. Ich verstehe einfach nicht warum es immer mehr den Trend dazu zu geben scheint etwas auszuüben um es dann nach seinen eigenen Wünschen zu ändern, obwohl die Gegebenheiten schon Jahrzehnte anders praktiziert werden. Neben dem Kopfballverbot beim Fußballspielen fallen mir noch die Beispiele von Neubewohnern in der Nähe eines Stadions oder einer Kirche ein, die sich nach Zuzug über die Lautstärken der Fans oder Kirchenglocken beschweren und um zusätzliche Ruhezeiten bitten. Ich kann diese Menschen einfach nicht verstehen warum sie dann nicht woanders hinziehen oder eben einen anderen Sport nachgehen. Aber jedem das seine und sollte sich die Mehrheit für ein Kopfballverbot aussprechen gilt es dieses zu akzeptieren.

Ich persönlich habe dann ja das Glück jederzeit den Fußball in seiner Urform anschauen zu können und auch den Trainingsmateriealien zu begutachten. Daher möchte ich am Ende die beiden Exponate noch etwas genauer vorstellen:

Das erste Exemplar ist ein B.O.S. Pendelball (B.O.S. = Bierstedt – Otto – Steinhagen) aus Deutschland. Die Firma aus Steinhagen war gerade bis in die 1970er Jahre sehr verbreitet auf den hiesigen Sportplätzen mit ihren Lederbällen, heute ist sie leider nicht mehr zu finden, da die Ballproduktion in den 1980er Jahren eingestellt wurde. Der Ball besteht aus je zwei Panelen je Seite und hat eine gelbliche Farbe sowie die Vorrichtung zum Aufhängen in der oberen Mitte des Balles. Auf dem Ball ist neben der Marke noch das Wort „Pendelball“ sowie „Handnaht mit Biolon unübertroffen“ gedruckt.

Der zweite Ball ist aus den 1960er Jahren und von der Firma KWD Doetinchem (KWD = Karel – Wijnands – Doetinchem) aus den Niederlanden. Im Gegensatz zu B.O.S. gibt es die Firma bis heute und neben Sportbekleidung und Ausrüstungsgegenständen stellen sie nach wie vor auch Bälle her. Auch dieser Ball besteht aus zwei Panelen je Seite und hat ebenfalls die Aufhängung in der Mitte einer Seite, hier ist es allerdings die Unterseite. Auf dem Ball befinden sich die Aufdrucke „KWD“, „Wedstrijbal“, „Arsenal“, “Handwerk“ sowie die Adresse der Firma inkl. Telefonnummer und Angaben zu Gewicht und Umfang. Die Ballgröße ist die „5“. Die Farbe ist eher außergewöhnlich in einem rötlichen Ton gehalten. Spannend finde ich auch, dass die Firma eine Garantie von fünf Jahren abgegeben hat, ich glaube das traut sich heute kein Ballproduzent mehr zu.

Beide Bälle haben nun einen sehr prominenten Platz und „schweben“ ein wenig über der Sammlung. Dadurch werden sie bestimmt oft bei Besuchen angesprochen und führen zu einem regen Austausch über die Kopfballdiskussion im Fußball. Ich bin gespannt wie Du zu dem Thema steht und freue mich über Rückmeldung ob nun Team „Pro-Kopfball“ oder Team „Gegen Kopfball“ beim Fußball bist.

Bis dahin werde ich jetzt aber erst einmal den Ball flach halten und das geliebte Kurzpassspiel trainieren und das gliche solltest Du nach deiner Rückmeldung auch tun. Also bis bald bleib gesund und spiel Fußball.