· 

Gegen das Vergessen

Foto vom Polizeimuseum Hamburg

 

Vor zwei Wochen war der Erinnerungstag an die Opfer des Nationalsozialismus des deutschen Fußballs. Wie jedes Jahr wird dann von vielen Seiten entsprechend darauf hingewiesen, dass diese schlimmen Taten niemals vergessen werden dürften. Ich finde das persönlich sehr gut, denn im „Alltag“ gehen solch wichtigen geschichtlichen Themen leider oft unter.

Nun stellt sich aber doch die Frage was kann man neben dem Gedenktag alles tun um die Geschichte „lebendig“ zu machen. Ein Beispiel hierfür möchte ich gerne erzählen.

Im Herbst letzten Jahres habe ich eine Anfrage vom Polizeimuseum Hamburg erhalten, ob ich sie bei einer Sonderausstellung mit einigen Exponaten unterstützen kann. Da ich das immer sehr gerne, gerade bei ehrenamtsgeführten Einrichtungen, tue, stellte sich die Frage von Anfang an nicht. Das Thema der Ausstellung motivierte mich dann aber umso mehr, da sich, wie geschrieben, die grausame Geschichte nicht in Vergessenheit geraten geschweige denn sich wiederholen darf. Der Titel lautete „Juden brauchen wir hier nicht Hamburgs jüdische Polizeibeamte – verdrängt, verfolgt, vergessen“. In der Ausstellung wurden u.a. einzelne Schicksale der damaligen Polizeibeamten erzählt. 

Foto vom Polizeimuseum Hamburg

 

 

Einer dieser Beamten war der am 23. September 1899 in Rio de Janeiro geborene Otto Stern. Otto Stern war gemäß Unterlagen als Polizeioberwachtmeister und Zugwachtmeister seit dem 6. April 1925 bis er zum 31. Dezember 1935 als sogenannter „Geltungsjude“ entlassen wurde für die Polizei in Hamburg tätig. Als Geltungsjude galt jeder der entweder einer jüdischen Gemeinde angehörte oder einen jüdischen Ehepartner hatte. Neben dem Dienst war Otto Stern Mittelstürmer der Fußballmannschaft der Sportvereinigung Polizei und galt als größter Fußballer, der je in einer Mannschaft der SV Polizei gespielt hat. Ab 1928 war er Ligaspielführer seiner Mannschaft. Welch ausgesprochen talentierter Fußballer er war zeigt u.a. die Tatsache, dass er bei dem 2:0 Erfolg der Hamburger Stadtauswahl gegen die dänische Ländermannschaft ein Tor erzielte und 1927 Deutscher Polizeimeister im Fußball wurde.

Im Februar 1945 wurde er dann jedoch nach Theresienstadt deportiert, wo er im Mai desselben Jahres glücklicherweise von den Alliierten befreit wurde. Nach seiner Rückkehr beantragte er umgehend die Wiedereinstellung in die Polizei, wurde aber aufgrund seiner körperlich schlechten Verfassung zurückgestellt. Ende des Jahres im Dezember 1945 hat er dann die Möglichkeit bekommen die Polizeikaserne in der Viktoria-Kaserne zu übernehmen, die er mit seiner Frau Hertha dann auch bis ins Jahr 1954 betrieben hat. So war er schnell wieder im Fußballgeschehen integriert und beteiligte sich selbst aktiv am Wiederaufbau der Fußballabteilung der Sportvereinigung Polizei, „seine“ Kantine avancierte dadurch zum „Treffpunkt der Polizeisportler und Heimat der Fußballer.

Hertha Stern verstarb am 24. Februar 1988 und Otto Stern kurz vor seinem 90. Geburtstag am 12. September 1989.

Für die Ausstellung und der Geschichte von Otto Stern, habe ich ein paar alte Fußballschuhe, Schienbeinschoner, einen alten Fußball und eine alte Ballpumpe zur Verfügung gestellt. Als mich nach der beendeten Ausstellung die Exponate zum Anfang dieses Jahrs wieder erreichten, wurde ich mit einem Geschenk überrascht. Neben meinen Leihgaben befand sich der Ausstellungskatalog mit in dem Paket. Ich habe mich riesig über diese Aufmerksamkeit gefreut, da ich darin sehr viel zu der Hamburger Polizeigeschichte lernen kann.

 

Der erste Teil des sehr ausführlichen Katalogs beschäftigt sich mit der allgemeinen Situation der Hamburger Polizei im Zeitraum von 1919 bis in die 1960er Jahre.

Im zweiten Teil werden dann neben der Biografie von Otto Stern, die mir als Grundlage für meine Ausführungen oben im Text diente, noch 47 weitere Lebensgeschichten „am Leben erhalten“.

Jedem der sich für die Geschichte der Hamburger Polizei interessiert, kann ich den Katalog sowie ein Besuch im Museum nur empfehlen.

Falls jemand ebenfalls Interesse oder Bedarf an Leihgaben hat, kann er sich selbstverständlich auch gerne jederzeit an mich wenden.

 

Bevor wir jetzt wieder alle zum Fußballspielen gehen, möchte ich den Beitrag mit den Namen der in dem Katalog erzählten Biografien schließen, da ich nicht möchte, dass diese schlimme Zeit jemals in Vergessenheit gerät:

 

Alfred Wolffheim

Johannes von der Walde

Richard Hasenberg

Kurt Cohn

Hans Flatau

William Griem

Curt Grund

Albert Griem

Oskar Sternthal

Theodor Gähd

Oswald Lassally

Ooto Stern

Rudolf Cracauer

Friedel Schleiffer

Herman von Krogh

Henry Gehre

Wilhelm Siegmund

Walter Landbeck

Kurt Rosenzweig

Kurt August Cohn

Richard Müller

Albert Blunk

Friedrich Holm

Gerhard Leonhard

Hans Hinzpeter

Ferdinand Riggers

Walter von Hegener

Albert Dessau

Carl Riemann

Karrl Kohlhaas

Herbert Weidner

Gertrud Weidner

Eduard Burhenne

Hermann Völkenng

Johannes Fahr

Friedrich Müller

Arno Bloß

Jürgen Eggers

Paul ngwerden

Jakob Falk

Max Heesch

Herthas Knappe

Samuel von Biema

Richard Grotzek

Paul Kowark

Karl Jensen

Otto Herbert Todten

Herbert Cohen

 

 

Vielen Dank fürs Lesen inkl. Erinnern und denkt dran bleibt gesund, spielt Fußball und vergesst nie, dass sich diese schlimme Zeit nie wieder wiederholen darf.

Die Leihgaben

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Enkelin von T. Gähd (Donnerstag, 18 April 2024 00:09)

    Abrufen Sie noch den Katalog? Ich würde gerne mehr über die Geschichte von Theodor Gähd erfahren. Ich wäre Ihnen für die Informationen sehr dankbar.

  • #2

    Keckenbauer (Donnerstag, 18 April 2024 11:54)

    Bitte schreibe mir Deine Kontaktdaten dann stelle ich gerne die Informationen zur Verfügung!

  • #3

    Nieta de T. Gähd (Donnerstag, 18 April 2024 18:22)

    Klar! Tatsächlich habe ich dich über Instagram von @lori_cagd kontaktiert. Grüße und vielen Dank für deine Antwort, ich schätze es wirklich sehr.