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Narben machen sexy oder?

Es ist noch gar nicht so lange her wo mich eine Reparaturanfrage eines Sammlers erreichte. Es handelte sich um einen alten Lederball des 1. FC Köln mit original Autogrammen, der im Laufe der Jahre leider seine Luft nicht mehr gehalten hat und dadurch seine runde Form verloren hat. Da ich so eine Reparatur bei einem „Waben“-Ball noch nie gemacht hatte, habe ich die Reparatur nur „ohne Garantie“ übernommen. Für Ihn war es ok dieses Risiko einzugehen, da er meinte, dass es ja eher nicht schlechter werden wird mit der Form.

So habe ich mich nach Eingang dann direkt an die Umsetzung gemacht. Doch bevor ich einen Schnitt angesetzt habe, habe ich natürlich versucht den Ball aufzupumpen, was mir nur leider nicht geglückt ist. Hier gilt aber die Devise lieber einmal zu viel Probieren als zu wenig bevor man etwas aufschneidet.

Die Öffnung des Balles sollte dann direkt an der Wabe mit dem Ventil erfolgen, um so wenig Schnitte wie möglich machen zu müssen. Das Alter des Balls bzw. des (einfachen) Leders war leider nicht so optimal, da die Löcher in denen die Schnüre durchgezogen waren zum Teil schon sehr porös waren.

Aber nun gut nach Öffnung der ersten Naht gab es eh kein Zurück mehr. Nach dem ich den Ball weit genug geöffnet hatte, habe ich dann auch direkt gesehen warum der Ball nicht mehr aufzublasen war, die Ballblase hat sich im Laufe der Zeit an manchen Stellen einfach aufgelöst.

 

 

Das Entfernen der alten Blase war nicht so eine Herausforderung, viel schwieriger war, aufgrund der kleinen Öffnung, die Platzierung der Ersatzblase. Es bedurfte einige Anläufe bis ich die richtige Stelle fixieren konnte, um auch ein Aufblasen nach dem Verschließen der Narben sicherzustellen.

Das Verschließen der Naht war dann die größte Herausforderung, da, wie oben erwähnt, das Leder an den Enden schon sehr porös war. Ich konnte daher die ursprünglichen Löcher nur zum Teil nutzen und musste etwas weiter in das Leder ausweichen. Beim Festzurren musste ich ebenfalls Vorsicht walten lassen, da jederzeit die Gefahr bestand, dass das Leder einreißt.

Am Ende ist es mir dann meiner Meinung nach ganz gut gelungen auch wenn ich leider die Naht nicht so eng setzen konnte wie ich wollte, aber wie sagt man so schön das Alter, in dem Fall des Leders,  ist zu respektieren.

Der Ball hat jedenfalls seine annährend ursprüngliche Form zurückerhalten, voll aufgepumpt sollte er dennoch nicht werden. Das genutzte Schuhmachergarn wird zwar sicherlich nicht reißen aber bei dem Leder bin ich mir da nicht so sicher.

Der Sammler war jedenfalls sehr zufrieden und hat dem Ball noch den letzten Schliff verpasst. Nach der Säuberung vom Staub und Schmutz der letzten Jahrzehnte hat er noch die klasse Idee gehabt die Nähte einzufärben, wodurch sie noch weniger auffallen. Ich finde den Ball nun im Endprodukt sehr gelungen oder was sagst Du? Narben sind doch interessanter und erzählen Geschichten im Gegensatz zu ganz glatten Oberflächen wo keine Makel zu finden sind.

Danke Dirk für Dein entgegengebrachtes Vertrauen, die Bilder vom Ball und die neuen Erfahrungen die ich machen durfte. Ich freue mich schon auf die nächsten Herausforderungen.

 

Das soll es aber für heute aus der Werkstatt gewesen sein jetzt geht’s wieder raus zum Kicken und das Gleiche solltet ihr auch tun. Also bis bald, bleibt gesund und spielt Fußball.

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Kommentare: 1
  • #1

    Shane Robinson (Sonntag, 17 April 2022 02:21)

    Hallo Keckenbauer....

    Als ich jünger war, habe ich meinem Vater beim Restaurieren von ledergebundenen Büchern, Handwerkzeugen und Möbeln zugesehen. Er war ein Handwerker mit einer Leidenschaft dafür, alten Dingen Leben einzuhauchen.

    Deshalb möchte ich Ihnen sagen, wie sehr ich Ihre Geschichten über die Wiederbelebung alter Fußballausrüstung und verwandter Gegenstände liebe! Jede Geschichte bringt für mich besondere Erinnerungen mit sich.

    Vielen Dank und Grüße aus Australien