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Münchens erste "Schuhschachtel"

Am vergangenen Mittwoch durfte ich bei der Einweihung eines besonderen Denkmals in München zu Gast sein. Auf Einladung der Kurt Landauer Stiftung, die seit nunmehr fünf Jahren viele außergewöhnliche Projekte zur Fußball-Geschichte umgesetzt hat, suchte ich den Ort auf, an dem das erste Stadion des FC Bayern gestanden hat. Naja streng genommen war es nicht das alleinige Stadion des FC Bayern, sondern vielmehr des Münchener Sport Club (MSC) in dem die Fußballsparte des FC Bayern seit 1907 eingegliedert war. Der MSC ist übrigens auch der Grund der rot/weißen Clubfarben des FC Bayern aber das ist vielleicht mal ein eigner Blogeintrag wert.

Kommen wir zurück zum Stadion, im Jahr der Eingliederung des FC Bayern im Jahr 1907 wurde das Stadion feierlich mit dem Spiel gegen Wacker München am 15. September mit einem 8:1 Heimsieg eröffnet. Das Stadion kam gerade zur rechten Zeit, da das Interesse am damals noch verpönten Fußballspiel stetig zunahm. Die nun für den Besuch des Fußballspiels extra geschaffene Tribüne war für 250 Zuschauern gebaut worden. Die Maße sind im Vergleich der heutigen Stadien dabei verschwindend klein, die Grundfläche betrug 180qm, die Front maß 16 Meter, die Breite 8 Meter und die Höhe zum Dachfirst 9 Meter. Man stelle sich dieses Stadion mal vor einem aktuellen Stadion der Fußballbundesliga vor, es würde sicher verloren gehen. Somit passt auch heute noch der Spitzname „Schuhschachtel“ den viele Stadionbauten der damaligen Zeit aufgrund der gewählten Form bekommen haben. Im Vergleich der heutigen Stadien ist es wahrlich eine kleine Schachtel gewesen und für die Zeit trotzdem eine riesen Errungenschaft.

Die Ursprüngliche Kapazität von 1.000 Zuschauern des ganzen Stadions reichte damals auch recht schnell nicht mehr aus wodurch das Areal, auf dem sich auch noch ein Hockeytrainingsplatz und 12 Tennisplätze befanden, durch Bodenaufschüttungen und Stufenbauten weite Stehplätze geschaffen wurden. Der Zuschauerrekord wurde, wie sollte es anders sein, im Derby gegen den TSV 1860 München am 31. Oktober 1920 dokumentiert, als 7.000 Zuschauer dem Spiel beiwohnten.

Im Jahr 1923 wurde dann das letzte Pflichtspiel ausgetragen bevor der endgültige Abschied im Mai 1924 mit einem Freundschaftsspiel gegen den FV Neuhausen besiegelt wurde. Das Stadion war für die damalige Zeit einfach viel zu klein geworden und entsprach auch nicht mehr den damals gestiegenen Anforderungen der Zuschauer wodurch es zum Umzug in das Grünwalder Stadion kam. Es dauerte übrigens bis zum Auszug der Münchener Löwen aus der Allianz Arena bis der FC Bayern wieder ein Stadion nur für sich alleine haben sollte.

Die „Schuhschachtel“ lag allerdings nicht brach, sondern wurde bis in die 1960er Jahre durch den MSC genutzt. Danach wurde das Gelände umgewidmet und zur gewerblichen Nutzung genutzt. Vielen dürfte der jahrzehntelang existierende Großmarkt auf dem Gelände bei der Fahrt auf der Leopoldstraße noch sehr gut bekannt sein. Nach dessen Abriss ist dort das sogenannte Schwabinger Tor entstanden. Ein Komplex der aus vielen Wohnungen, Geschäften und einem Hotel besteht.

Am Tag der Enthüllung waren ca. 100 Gäste am Schwabinger Tor erschienen um der feierlichen Zeremonie beizuwohnen. Neben vielen Freunden des FC Bayern und der Kurt Landauer Stiftung waren auch einige ehemalige Profis des FC Bayern sowie der Präsident Herbert Hainer und der Sportdirektor Hasan Salihamidzic vor Ort.

 

 

Nach der Eröffnungsrede durch die Kurt Landauer Stiftung über die Entstehung und der Platzfindung folgten die Worte von Michael Nahr seines Zeichens aktueller Präsident des MSC. Er war sichtlich berührt einen offiziellen Teil des besonderen Tages einnehmen zu dürfen und ließ die Besucher ein wenig in die Geschichte des Stadions und des MSC eintauchen. Er war auch sehr dankbar, dass an den MSC gedacht wurde, da er im Laufe der Jahre trotz seiner sportlichen Erfolge, gerade im Hockey, ein wenig vom „Rampenlich“ verloren gegangen ist. Einen Vergleich dazu hatte er auch direkt parat als er anmerkte, dass sich auf einer Jahreshauptversammlung seines MSC meist weniger Mitglieder einfinden als auf der Einweihung des Denkmals. Er hatte aber noch ein Ass im Ärmel als er kurzerhand einen Zeitzeugen zum Stadion aus dem Hut zauberte. Es hätte wahrlich keinen besseren geben können, da der „Burli“ in der Hausmeisterwohnung des Stadions geboren wurde!

Anschließend kam der Eigentümer des Geländes der Jost-Hurler Gruppe zu Wort. Er faste sich aufgrund der sommerlichen Temperaturen sehr kurz, besonders in Erinnerung geblieben von seiner Rede ist der Hinweis, dass man in Zukunft die Spieler von der Borussia aus Dortmund bei ihrem nächsten Spiel im Vorfeld vor dem Duell gegen den FC Bayern an dem Denkmal für ein wenig Kultur vorbeiführen wird. Man darf heute schon auf die Reaktionen gespannt sein, wenn die Gastmannschaften realisieren auf welch geschichtsträchtigen Grund sie sich befinden.

Danach kam es zur Enthüllung durch die Präsidenten des FC Bayern Herbert Hainer und des MSC Michael Nahr. Nach ein paar Fotos begab sich die feierliche Gesellschaft in den gegenüberliegenden Biergarten um den Tag gebührend ausklingen zu lassen.

Es war eine rundum gelungene Veranstaltung in der die Kurt Landauer Stiftung einmal mehr gezeigt hat was sie tolles zum Erhalt der Fußball-Geschichte auf die Beine stellt. Ein großer Dank an die Ehrenamtlichen, die Ihre Freizeit für die Geschichte „opfern“ Auch ein herzliches Dankeschön für meine Einladung, es war mir eine Ehre dabei sein zu dürfen. Ich freue mich schon auf die weiteren Treffen, der gemeinsame Austausch hat doch die ein oder andere Idee zu Tage befördert. Wer die Arbeit unterstützen möchte oder das aktuelle „Kurt“ Heft, in der die Geschichte des Stadions inkl. der Dokumentation, der Geschichte zum MSC sowie des FC Bayern der damaligen Zeit festgehalten sind, kaufen möchte, geht gerne direkt auf die Homepage der Stiftung den Link findet ihr hier.

Aber jetzt soll es auch gut sein mit dem Rückblick zur Einweihung der ersten Münchener „Schuhschachtel“, denn jetzt wird es doch mal wieder Zeit eine Runde zu kicken. Das Gleiche solltet Ihr auch tun und vielleicht fahrt ihr dazu ja mal in die Leopoldstraße Höhe Parzivalplatz und nutzt den Gedenkstein und den danebenstehenden Baum für einen Torschuss „in die Geschichte“. Das war jedenfalls auch ein Wunsch von Michael Nahr, der dadurch hofft auch in Zukunft etwas Fußball an diesem Platz beobachten zu können.

 

Also bis bald, bleibt gesund und spielt Fußball.

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