Heute vor genau 40 Jahren, am 25. Mai 1982, fand in Gijon die immer wieder gern zitierte „Schande“ statt. Während der Fußballweltmeisterschaft 1982 in Spanien trafen am letzten Spieltag der Vorrunde die deutsche auf die östereichische Nationalmannschaft, die beide in ihrer Gruppe 2 noch die Chance aufs Weiterkommen hatten. Da die FIFA den letzten Spieltag noch nicht parallel angesetzt hatte, kam es zur besonderen Situation, dass die Mannschaften bei einem Sieg der deutschen Mannschaft mit max. zwei Toren Unterschied in die nächste Runde ziehen würden.
Zu der Ausgangslage ist es gekommen, da Algerien sein letztes Gruppenspiel gegen Chile bereits vor dem Duell der alpenländischen Nachbarn mit einem 3:2 Sieg gegen Chile beendet hatte und keine Möglichkeit mehr hatte auf die Tabellensituation Einfluss zu nehmen.
So kam es dann wie es vielleicht kommen musste, die deutsche Mannschaft ging bereits in der 11. Minute durch einen Treffer von Horst Hrubesch nach der Vorarbeit von Pierre Littbarski in Führung. Wohlgemerkt alles andere als unverdient. In den folgenden neun Minuten erspielten sich die Deutschen dann auch noch ein paar Chancen allerdings ohne den abschließenden Torerfolg. Ab der 20. Minute war das Spiel dann aber abrupt beendet, denn die Mannschaften stellten das „eigentliche“ Fußballspielen ein und konzentrierte sich darauf den Ball in den eigenen Reihen hin und her zu schieben, wohlgemerkt ohne groß vom Gegner gestört zu werden.
Vor dem Spiel soll es keine Absprachen gegeben haben aber es ist wenig verwunderlich, dass auf dem Spielfeld Äußerungen wie „Lasst uns das nach Hause schaukeln“ gefallen sein sollen. Die Spieler beider Mannschaften waren sich aufgrund der z.T. gemeinsamen Arbeitgeber in der Bundesliga sehr gut bekannt und sprachen ja auch noch die gleiche Sprache, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten.
Ist es dann so abwegig, dass beide Mannschaften das eigene Risiko minimieren und sich mit dem Einzug in die nächste Runde zufriedengeben? Das ist doch, gerade in der Gruppenphase eines großen Turniers, das oft formulierte Minimalziel. Aus meiner Sicht war es ein absolut legitimer Vorgang, der ja auch gegen keines der geltenden Regelwerke verstoßen hat. Einzig der Fairplay Gedanke geht natürlich nicht wirklich konform mit dem Fortgang des Spiels. Das dürfte auch der Grund gewesen sein warum die Fans alles andere als amüsiert auf den Tribünen saßen. Auch damals haben die Tickets und die Reisen schon eine Menge Geld gekostet und wenn man das investiert hat will man natürlich auch eine angemessene Leistung dafür sehen.
Auch das die Algerier Betrug unterstellten war absolut nachvollziehbar und wären die Deutschen oder Österreicher in Ihrer Situation gewesen, wären die Äußerungen sicher nicht anders ausgefallen. So ist es aber bei dem 1:0 geblieben und wurde verständlicherweise auch am grünen Tisch nicht geändert. Einzig die Tatsache, dass seit dem Turnier die letzten Gruppenspiele parallel ausgetragen werden hat die FIFA nach dem Turnier sofort geändert. Hätten sie bei der FIFA ein wenig mehr Weitblick oder böse Zungen würden sagen „Verständnis und Erfahrungen im Spiel gehabt“ würde es die Regelung schon immer geben. Also fassen wir zusammen, wie immer ist die FIFA schuld.
Aus meiner Sicht bleibt es jedenfalls aus Sicht der Sportler ein absolut legitimer Vorgang, da sie beide ihr Ziel mit dem Ergebnis in der elften Minute erreicht haben. Ich vermute gerade in der heutigen Welt in der es mehr und mehr um nackten Zahlen geht, würde es wahrscheinlich gar keine Diskussion geben und vielleicht sogar Verständnis für die Spieler, wenn sie am Ende einer mit immer mehr Spielen vollgepackten Saison, solch ein Spiel dann zum „Auslaufen“ nutzen.
Ich freue mich jedenfalls die Geschichte anhand von Exponaten in Erinnerung zu halten. Es handelt sich dabei um zwei Postkarten mit den Autogrammen des damaligen Kaders der deutschen Mannschaft, die auf der Vorderseite Bilder der Stadt Gijon zeigen. Aus Poskartensammlersicht sind sogar zwei verschiedene Kriterien erfüllt, da die eine Karte „ungelaufen“ ist und die zweite am Tag nach dem Spiel abgestempelt wurde. Tolle Zeitdokumente der damaligen Zeit und der „Schande von Gijon“.
Zur Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass Österreich am Ende in der zweiten Runde, die auch als Gruppenphase ausgespielt wurde, ausgeschieden sind. Deutschland ist dagegen gemäß einem weiteren Exponat Weltmeister geworden oder doch nur Vize? Da gehe ich in einem separaten Artikel drauf ein, lasst euch überraschen.
Im Kader der Österreicher standen unter dem Trainer Georg "Schurl" Schmidt für das Turnier:
Herbert Feurer
Friedl Koncilia
Klaus Lindenberger
Josef Degeorgi
Hans Dihanich
Bernd Krauss
Gerald Messlender
Erich Obermayer
Bruno Pezzey
Anton Pichler
Johann Pregesbauer
Heribert Weber
Ernst Baumeister
Roland Hattenberger
Reinhold Hintermaier
Kurt Jara
Herbert Prohaska
Max Hagmayr
Gernot Jurtin
Hans Krankl
Walter Schachner
Kurt Welzl
und im Kader der Deutschen unter Trainer Jupp Derwall standen für das Turnier:
Bernd Franke
Eike Immel
Toni Schumacher
Hans-Peter Briegel
Bernd Förster
Karlheinz Förster
Wilfried Hannes
Manfred Kaltz
Uli Stielike
Paul Breitner
Wolfgang Dremmler
Pierre Littbarski
Felix Magath
Lothar Matthäus
Hansi Müller
Klaus Fischer
Horst Hrubesch
Uwe Reinders
Karl-Heinz Rummenigge
So aber nun genug mit der „Schande“ und den Blick vierzig Jahre zurück. Jetzt heißt es wieder ab in die Gegenwart und das am besten auf dem Fußballplatz, also ab auf dem Platz zum Kicken, das Gleiche werde ich natürlich auch machen. Also bis bald, bleibt gesund und spielt Fußball.
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