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Ein Glücksfund Fußballregeln aus dem Jahr 1899 – Gewandtheit im Auffangen des Balles, Gewandtheit beim Stoß

Als Sammler muss man auch mal Glück haben oder Risiken eingehen. Vor kurzem habe ich auf einer Onlineplattform ein Buch entdeckt, was mein Interesse geweckt hat. Allein das Alter hatte es schon verdient es zu kaufen, allerdings habe ich anfangs gezögert. Es handelt sich um das Buch: Das große Gesellschafts-Spielbuch von A.Busch. Die Erstauflage ist aus dem Jahr 1896 und mein Exemplar aus dem Jahr 1899. Enthaltend sind „Die schönsten Gesellschaftsspiele im Zimmer und im Freien. Bewegungs- u, Ballspiele. Brett-, Karten-, Kegel-, und Würfelspiele.“ etc.

 

Das Inhaltsverzeichnis war nur zum Teil abgebildet und somit war nicht sicher ob auch das Fußballspiel mit abgedruckt war. Zu der damaligen Zeit hatte Fußball ja noch nicht den heutigen Stellenwert und galt als Fußlümmelei und war verpönt. Da die Zeit zu knapp war um beim Verkäufer nachzufragen, habe ich kurzerhand zugeschlagen und das Buch erworben. Bei der Ankunft musste ich dann natürlich sofort schauen ob auch der Fußball vertreten ist. Ich hatte Glück, denn ganze zwei Seiten sind dem Spiel gewidmet. Besonders schön finde ich, dass auch noch eine Zeichnung der Aufstellung abgebildet ist und die „Spitze“ in Richtung „englische Regeln“ finde ich auch klasse. Tore hießen übrigens noch „Mal“ so wie man es heute noch im Rugby kennt. Liest gerne selbst wie das Spiel damals noch gespielt wurde.

Die Regeln laueten wie folgt:

 

Der Fußball

 

Zu diesem Zwecke nimmt man einen mit Leder überzogenen Gummiball in der Größe einer Kegelkugel. (Zuweilen benutzt man auch eine aufgeblasene Schweins- oder Ochsenblase, in welche, damit es ein rasselndes Geräusch giebt, Erbsen gethan wurden). Der Fußball kann in zweifacher Weise gespielt werden, entweder von zwei einander gegenüberstehenden Parteien oder im Kreise von allen gegen einen Ballspieler.

Bei dem Fußball mit zwei Parteien wird auf jeder der beiden Schmalseiten des mit einer Leine umspannten Spielplatzes ein besonderes Mal angegeben. Die Male sind 2 – 3 Schritte breit und 100 – 200 Schritte von einander entfernt. Jede Ecke des Spielplatzes erhält einen Pfahl, um welchen die Leine geschlungen wird und die Schmalseiten in der Mitte außerdem noch je zwei Malpfähle. Nachdem die Parteien durch das Los zusammengestellt sind. Nehmen die einzelnen Spieler vor dem Mittel-Male Platz, jede Partei steht der anderen gegenüber und 10 Schritte vom Mittelmale entfernt. Die anfangende Partei wählt den ersten Treiber. Derselbe stößt mit dem Fuß den Ball so kräftig wie möglich zu den Gegnern hinüber. Diese haben darauf zu sehen, daß der Ball nicht durch die Reihe hindurchrollt oder über das Mal hinausfällt, denn im letzteren Falle haben sie gleich die Partie verloren. Sie müssen also den Ball um jeden Preis mit dem Fuß oder Körper zurückhalten. Derjenige, dem dies gelungen ist, hat das Amt, den Ball mit dem Fuße wieder zurückzuschleudern. Besonders geübte Spieler halten den Ball nicht erst an, sondern schlagen ihn gleich wieder zurück. Der Ball muß von dem Punkte aus gestoßen werden, wo er angehalten wurde.

Als Hauptregel gilt, daß der Ball stets mit dem Fuß gestoßen werden muß, niemals mit den Händen oder Armen berührt werden darf, dagegen ist es gestattet, denselben am Körper oder am Kopf abprallen lassen.

Ausgenommen von dieser Regel sind nur die beiden Malwächter, welche ihren Platz unmittelbar vor dem Mal ihrer Partei haben, und denen es gestattet ist, den Ball auch mit den Händen zu fassen und zu werfen. Wird der Ball gegen obige Regel von einem andern Spieler berührt, so erhält die Gegenpartei einen freien Stoß, d.h. sie darf ungehindert von den Gegnern, den Ball in Ruhe abstoßen.

Gewonnen ist ein Spiel nur dann, wenn der Ball durch das gegnerische Mal hindurchgestoßen wird. Bälle, welche seitwärts die Grenzlinie überschreiten oder über das Mal hinwegfliegen, machen das Spiel nicht aus, sondern werden von der Gegenpartei zehn Schritte vor dem Mal wieder in das Spiel gestoßen.

Gelangt ein Ball über die Seitengrenzen, so wird er vor einem Spieler durch einen Wurf wieder in das Spiel gebracht.

Nicht unerwähnt wollen wir hier lassen, daß das Fußballspiel auch als Sportspiel betrieben wird, besonders in England, von wo ais es sich auch in Deutschland sehr eingebürgert hat. Daß dabei alle erdenklichen Regeln aufgestellt werden, um das Spiel so kompliziert wie möglich zu machen, darf uns nicht stören. Die Grundregeln bleiben doch dieselben: Gewandtheit im Auffangen des Balles, Gewandtheit beim Stoß.

Bei dem Fußball im Kreise spielt ein Treiber gegen alle übrigen Spieler, die Hand in Hand im Kreise um ihn herum stehen. Die Hände auf dem Rücken, giebt er dem Ball, je nach übereinkommen, immer mit dem rechten oder linken Fuß einen Stoß, um ihn aus dem Kreise, zwischen den Spielenden hindurch zu treiben, die mit dem entgegengesetzten Fuß ihn abwehren. Gelingt es dem Treiber, seinen Ball ins Freie zu stoßen, so tritt der Mitspielende, der mit dem vorher bestimmten Fuß neben dem betreffenden Zwischenraum steht, an seine Stelle. Falls der Ball hoch über den Kreis hinausfliegt, hat der Treiber den entsprungenen Ball in denselben zurückzubringen, was auch der thun muß, neben dem der Ball hindurchging. In dieser Zeit können sich die Spieler nach außen wenden, um das Hereinkommen n den Kreis abzuwehren.

 

 

Na was haltet ihr von den Regeln? Mit den heutigen kaum zu vergleichen oder? Ich finde es hochspannend vor allem die Spitze gegen die englischen Regeln, die es doch unnötig kompliziert machen. Das sind übrigens die Regeln, die heute noch in aktualisierter Form gelten. Ich frage mich ob die „deutschen Regeln“ zu der Popularität geführt hätten wie die „englischen“.

 

 

Was meint ihr hatten die alten Regeln Potential? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen und stelle bei Bedarf auch gerne weitere Regeln zur Verfügung. Ich gehe jetzt aber erst einmal eine Runde kicken und zwar nach meinen ganz eigenen Regeln. Also bis bald, bleibt gesund und spielt Fußball.

 

 

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