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Mr. Puma hat nach 55 Jahren SEIN Album wieder - Was für eine Geschichte

 

Es wird oft der geflügelte Satz benutzt: "Der Fußball schreibt die schönsten Geschichten", und was soll ich sagen in diesem Fall stimmt das einmal wieder zu 100 Prozent!

Es ist um 1970 und Helmut Fischer, besser bekannt als „Mr. Puma“, ist beim Bundesgrenzschutz in Coburg zur Sicherung der innerdeutschen Grenze. Da es damals noch kein Internet, DVD´s oder ähnliches gab, stehen in der Freizeit oder auf den Lehrgängen in der Kaserne vornehmlich Kartenspiele, Gesellschaftsspiele und Sammelalben im Fokus. Bei den Sammelalben stehen aber nicht nur die typischen Klebealben, wie wir sie heute auch kennen im Mittelpunkt, vielmehr stehen die ganz individuell mit Autogrammkarten gespickten und gestalteten Alben im Mittelpunkt.

Auch Helmut hat zu der Zeit ein ganz außergewöhnliches Exemplar angefertigt. Durch die Tatsache dass sein Vater bei Adidas (!) beschäftigt ist, kommt er in den Genuss von vielen Stars der damaligen Zeit Autogrammkarten zu bekommen. Zusätzlich spielt natürlich sein Heimatort keine so unentscheidene Rolle, denn neben Adidas kehren die Stars der Zeit natürlich auch bei Puma ein und aus. Helmut hat sich bei der Erstellung der 74 Seiten in meinen Augen besonders viel Mühe gegeben. Er hat mit einer Sorgfalt den Namen und die Stationen als Trainer oder Spieler ergänzt, das es einem Lexikon der damaligen Zeit entsprechen könnte. Wir erinnern uns an die Zeit: 1970, da konnte man mal nicht auf den Knopf drücken um Dinge nachzuschlagen und abzuschreiben. Da musste man die Dinge noch in Zeitschriften und Bücher recherchieren und dafür extra eine Bücherei aufsuchen.

 

 

 

 

So hat Helmut ein sehr schönes Zeitdokument mit vielen Stars wie den Weltmeistern von 1954, internationale Fußballer, diverse Bundesligaspielern aber auch internationalen Stars und Sportler aus anderen Sportarten wie z.B. Max Schmeling geschaffen. Wie in der damaligen Zeit üblich hat man sich die Alben damals ausgeliehen um anderen die Möglichkeit zu geben die gesamten Informationen in Ruhe zu lesen. Oft wurden die Bücher dann von A nach B nach C und so weiter weitergereicht. Und dabei ist es dann irgendwann geschehen Helmuts Album war verschwunden. Nach der Rückkehr von einem Lehrgang fragte er bei einem Fahrer nach, dem er es aus seiner Erinnerung als letztes gegeben hat, aber er sagte er hätte es selbst nicht mehr und bereits an jemand anderen weitergereicht. Damit war das Album weg.

 

 

Wie oft er in den zurückliegenden 55 Jahren noch an das Album gedacht hat kann ich nicht sagen, aber eines ist sicher: Vergessen hat er es nie! Denn er hat es sofort wiedererkannt!

Im Februar diesen Jahres habe ich Helmut kontaktiert, da ich noch ein altes Puma Fußballschuh Paar „Heynkes-Meister“ in meiner Sammlung zur Abgabe hatte, ob er es nicht für seine Sammlung bzw. dem Puma Archiv gebrauchen kann. Daraufhin ist er durch meine Postings gescrollt und hat unter einem Bild von Schnellinger geschrieben, dass das Bild aus „seiner“ Sammlung ist. Ich habe am 21.05.2024 das Foto aus dem Album von Helmut von Karl-Heinz Schnellinger (tags zuvor war er verstorben) bei Instagram gepostet.

 

 

 

Wir vereinbarten, dass ich das Album zur Schuhübergabe mit nach Herzogenaurach bringe und er mal schaut ob es wirklich sein Album ist oder es nur ein ähnliches ist. Gesagt getan und es war sofort klar das es sich um sein Album handelt. Er hatte sogar noch eine Schriftprobe aus der Zeit dabei, um es zu belegen, dass es seine Schrift ist. Die brauchte ich aber nun wirklich nicht denn er konnte immer noch sehr detailiert das Album erklären und beschreiben. Leider hat sich das Album im Laufe der Zeit verändert und es sind ein paar Bilder und Eintragungen (nach 1970 eindeutig mit einer anderen Handschrift) ergänzt worden. Spannend ist u.a. das ein Besitzer sogar seinen vollen Namen mit Anschrift im Album verewigt hat. Was besonders schade ist, ist dass eine Autogrammkarte von Eusebio, was ursprünglich im Album enthalten war, in der Zwischenzeit entnommen wurde. Die hätte Helmut sehr gerne wieder gehabt. 

Ich selber habe das Album vor ein paar Jahren für eine angemessene dreistellige Summe von einem Sammler gekauft, der es selbst von einem Flohmarkthändler aus Göttingen erworben hat. Das Album ist daher in den letzten Jahrzehnten schon ziemlich rumgekommen.

An dem Tag der Schuhübergabe habe ich das Album erst noch einmal mit nach Hause genommen mit dem Versprechen, dass wir eine Lösung finden, dass das Album seinen Weg zurück zu Helmut finden wird. Anschließend war ich im Urlaub auf einer meiner Lieblingsinseln Island und hatte die Möglichkeit in der Natur über den richtigen Weg nachzudenken. Dabei kam ich zu dem einzigen Entschluss den es in diesem Fall geben kann. Ich schenke Helmut das Album, denn es handelt sich schließlich um SEIN Album. Da gibt es schlichtweg keinen Preis den man dafür Verlangen kann geschweige denn mag. Geld ist nur ein Tauschmittel und bei weitem nicht das Wichtigste im Leben. Viel wichtiger ist es das Richtige zu tun. Es gibt Dinge die haben Ihren Bestimmungsort und der ist bei diesem Album eindeutig!

Nun hatten wir also nur noch eine Herausforderung: Das Album mußte noch mal den Weg nach Herzogenaurach finden. Den Postweg habe ich ausgeschlossen, da ich nicht das Risiko eingehen wollte, dass das Album auf den letzten Metern nach all den Jahren noch mal verschollen geht. Da Helmut und ich wahrhaftig nicht vor Langeweile wissen was wir tun sollen, war es nicht so einfach einen Termin zur Übergabe zu finden. Umso schöner war es vor kurzem einen Termin, der sich auch noch mit einem weiteren Termin „im Norden“ verbinden ließ, zu verbinden. Nun hat Helmut endlich sein Album wieder und kann darin in den alten Zeiten schmökern und Interessierten zeigen und ich bin über eine unglaubliche Fußballgeschichte reicher.

Ich bin froh dass das Album nach 55 Jahren wieder an seinen Platz zurückgekehrt ist. Da ich es wie die anderen Alben bereits digitalisiert habe, habe ich zumindest digital jederzeit die Möglichkeit darin zu Blättern und mich an dem „Happy End“ zu erfreuen.

Wer übrigens mehr über Helmut Fischers unglaubliches Leben erfahren möchte und u.a. wissen möchte welche wichtige Aufgabe er bei dem Attentat der Olympischen Spiele in München 1972 hatte, deren Ergebnis später überall im Fernsehen zu sehen war, dem empfehle ich sein Buch. Ich selbst habe es verschlungen, gibt es doch auch viele Eindrücke in die „Herzogenauracher Welt“.

 

  

 

Und wie erging es Dir dabei wenn Du die Zeilen gelesen hat, ist Dir auch schon einmal was abhanden gekommen was Du immer noch vermißt? Hast Du Dich auch schon mal auf die aktive Suche danach gemacht? Wie die Geschichte von Helmut zeigt spielt gerade der Zufall manchmal die entscheidende Rolle. Denn würde ich meine Sammlung aktuell nicht reduzieren, wäre der Kontakt zu Helmut als Archivar von Puma vielleicht gar nicht zustande gekommen und er hätte den Schnellinger Post gar nicht gesehen. 

Obwohl war es Zufall oder gibt es diesen gar nicht? Naja diese Diskussion würde jetzt zu weit führen. Jetzt reicht es erst einmal für heute. Jetzt geht´s  wieder raus zum Kicken und das gleiche solltest Du auch tun. Also bis bald, bleib gesund und spiele Fußball.

 

P.S. es war natürlich reiner Zufall, dass wir bei dem Übergabefoto die Seite von Hannover 96 geöffnet hatten. ;-)

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Wolfgang Budack (Sonntag, 08 Juni 2025 12:57)

    Lieber Björn, diese Anekdote ist wie ein Fußball-Märchen unter gleichgesinnten Menschen, die ihre große Leidenschaft und Hingabe nicht für jeden Einsatz von Geld abhängig machen und verdeutlicht wie sehr Fußball verbindet!

  • #2

    Marco T., der Beckenbauer (Sonntag, 08 Juni 2025 13:40)

    Danke fürs teilen !
    Sehr inspirierende Story & wundervolle Geste von dir ��
    Mach weiter so !
    Beste Grüße vom See