Mit bestürzen hat ganz Deutschland in der vergangenen Woche die Nachricht vom Tod Uwe Seelers aufgenommen. Ich spreche explizit von ganz Deutschland und nicht nur von Fußballdeutschland, da Uwe Seeler viel mehr war als nur ein „Fußballer“. „Uns Uwe“ war Zeit seines Lebens Vorbild, Ehrenmann und, nachdem er das Alter erreicht hatte, irgendwie der „nette Opa am Spielfeldrand“, der für jeden ein offenes Ohr hatte ob es nun der DFB Präsident, ehemalige Weggefährten wie der „Kaiser“ oder ein junger Fußballbegeisterter HSV-Fan war.
Man konnte mit jedem über Uwe Seeler sprechen und niemand verlor je ein schlechtes Wort über ihn. Keine Skandale oder Gerüchte, die in seinem Leben jäh Nährböden gefunden haben. Die Verabschiedung am Sonntag im Volksparkstadion passte da m.E. sehr gut zu Hamburgs Ehrenbürger. Sie war sachlich und präzise, so wie Uwe Seeler auch immer war. Danke an die Fans für den tollen Rahmen zur Verabschiedung des Deutschen Meisters von 1960.
Denn bei all der Popularität und Titeln die Uwe Seeler gewonnen hat, war er in seiner Karriere „nur“ einmal Deutscher Meister. Gut dabei muss man auch berücksichtigen, dass es zur damaligen Zeit auch noch Jahr für Jahr verschiedene Meister in der höchsten deutschen Liga gab und nicht wie heute eine schier unendliche Dauerschleife, aber wer weiß, wäre die Mannschaft damals zusammengeblieben wäre auch Seeler noch mal Deutscher Meister geworden.
Sein kongenialer Sturmpartner in der damaligen Zeit war Klaus Stürmer. Stürmer spielte mit Seeler bereits seit der Jugend 1953 beim HSV zusammen. Sie waren auch neben dem Platz ein starkes Duo und stets zusammen unterwegs und so hatte Uwe Seeler in der HSV Mannschaft nicht nur seinen echten Bruder Dieter Seeler an seiner Seite, sondern auch seinen „Zwillingsbruder“ Klaus Stürmer, so wurden sie damals jedenfalls vom Boulevard betitelt. Doch leider entschied sich Klaus Stürmer anders als Uwe Seeler für das Geld und gegen den HSV, wodurch die „Zwillinge“ ihr letztes gemeinsames HSV Spiel bereits im September 1961 ausgerechnet im Hamburger Derby beim FC St.Pauli bestritten. Das Spiel endete mit einem sechs zu eins für die Rothosen und Seeler und Stürmer trugen sich standesgemäß in die Torschützenliste ein. Was sie damals sicher nicht wussten war, dass sie danach nie wieder zusammen auf dem Platz stehen würden.
Stürmer hatte noch Erfolge bei seinem neuen Verein FC Zürich allerdings leider kein langes Leben mehr. Kurz vor seinem 36. Geburtstag, im Juni 1971, erlag er dem Hodenkrebs und Uwe Seeler verlor früh seinen guten Freund.
Erinnern werden mich an diese außergewöhnlichen Fußballer immer diverse Exponate. Von Uwe Seeler habe ich ja u.a. schon mal das eigens für ihn hergestellte Spezialschuhmodell von Adidas vorgestellt. Aber die Zwillingsgeschichte bleibt mir durch ein besonderes Exponat immer in Erinnerung. Aus dem Nachlass von Klaus Stürmer habe ich neben seinem gestickten Autogramm einen Erinnerungsteller zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1960. Eingraviert auf dem Teller ist: „Deutscher Vertrags-Fussballmeister 1959/60 gegeben vom Norddeutschen Fussball-Verband“. Somit bleiben bei mir die „Zwillinge“ weiter vereint und ihre Geschichte erhalten.
Sie selbst sind nun auch wieder vereint und werden sicher wie zu besten Zeiten als kongeniales Duo auf Torejagd gehen, an guten Mit- und Gegenspielern mangelt es ja leider nicht „da oben“. Sicher wird es dann das ein oder andere Mal dann wieder wie im Nachruf vom Kicker über Klaus Stürmer heißen: „Klaus Stürmer war der Denker – Uwe der Vollstrecker.“
Nach diesen doch traurigen Zeilen wird es Zeit den Kopf ein wenig frei zu bekommen und wo geht das besser als bei einer Runde Fußballspielen. Also auch wenn es vielleicht ein wenig wärmer ist, ein schattiges Plätzchen für einen kleinen Kick findet sich immer. Also raus mit euch und genießt die Momente (nicht nur beim Fußball), wir wissen alle nicht wie viele wir mit unserem Gegenüber noch haben! Also bis bald, bleibt bitte gesund und spielt Fußball.
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